Künstliche Intelligenz im Klassenzimmer – Chancen und Risiken von ChatGPT – Interview mit Lehrer und Medienberater Claus Zirwes

Das Thema »digitales Lernen« stand im Fokus der Kölner Veranstaltung »Der Medienkompetenzrahmen NRW vor Ort«. Die Veranstaltung am 13. März in der Anna-Freud-Schule in Müngersdorf richtete sich an Lehrkräfte. In Workshops, Vorträgen und Diskussionsrunden ging es beispielsweise um das Erstellen von Erklärvideos, Cybergrooming, Safer Sexting, das Erkennen von Fake-News sowie die Informations- und die Recherchekompetenz von Schüler*innen. Auch Gamification mit Twine und Hate Speech kamen zur Sprache. Ebenso wurde die Produktion einer Nachrichtensendung mit Tablets erprobt.

Organisiert wurde die Veranstaltung von der Medienberatung NRW sowie den Medienberatenden der Bezirksregierung Köln

Hintergrundinfos zum Medienkompetenzrahmen...

Der Medienkompetenzrahmen NRW ist ein verbindlicher Orientierungsrahmen für die Medienbildung in Schulen. Er definiert verschiedene Kompetenzbereiche und Lernziele, um Schülerinnen und Schüler auf die Anforderungen einer digitalisierten Welt vorzubereiten. Lehrkräfte erhalten eine Orientierung für die Gestaltung des Unterrichts und die Auswahl von geeigneten Materialien und Methoden. Ziel ist eine umfassende Medienkompetenz, die Schülerinnen und Schülern ermöglicht, sich sicher und verantwortungsvoll in der digitalen Welt zu bewegen und digitale Medien sinnvoll und kritisch zu nutzen. 
Die nächste Veranstaltung aus der Reihe findet am 27. September 2023 in Viersen statt. Aktuelles über weitere Veranstaltungen finden Sie auch auf der Medienkompetenzrahmen-Seite oder der Seite der Medienberatung NRW.


Ein Highlight der Veranstaltung waren die Workshops »ChatGPT« und der »Einsatz Künstlicher Intelligenz im Klassenzimmer«, die von den Lehrern und Medienberatern Claus Zirwes (Community-Mitglied) und Thorsten Nassauer (Community-Mitglied) vorgestellt wurden. 


8 FRAGEN AN MENSCH & MASCHINE 

Der Bereich »Fachverfahren Schulen und Kitas« der Stadt Köln hat Claus Zirwes dazu interviewt. Die gleichen Fragen stellten wir der Künstlichen Intelligenz ChatGPT.


Über... ChatGPT ist ein neuronal generiertes Sprachmodell von OpenAI, das auf maschinellem Lernen basiert und in der Lage ist, in natürlicher Sprache mit Benutzern zu kommunizieren und komplexe Fragen und Anfragen zu beantworten. ⇒ Die Präsentation von Claus Zirwes/ Thorsten Nassauer und weitere Informationen finden Sie auf unserer Themenseite »Künstliche Intelligenz«. 


Claus Zirwes: Medienberater der Bezirksregierung Köln, Lehrer am Heinrich Mann Gymnasium, Köln

FRAGE 1: Was ist ChatGPT, wie funktioniert die Anwendung und wie wird sie angelernt? 

So beantwortet Claus Zirwes die Frage:

Wie man sieht, kann ChatGPT diese Fragen selbst sehr detailliert beantworten. Für mich als Lehrkraft ist es wichtig, die Funktionsweise von KI grundlegend zu verstehen, um deren Chancen und Risiken für die Schule einzuschätzen. Wenn ich zum Beispiel verstehe, dass KI mit existierenden Texten trainiert wird, deren Quellen völlig intransparent sind, muss ich die Schüler*innen dafür sensibilisieren. Daraus können beispielsweise komplexe rechtliche Fragen nach Autorschaft entstehen. 

Und so beantwortet ChatGPT die Frage...

ChatGPT ist ein großes Sprachmodell, das von OpenAI entwickelt wurde. Es basiert auf der Transformer-Architektur und wurde speziell für natürliche Sprachverarbeitungsaufgaben entwickelt.
Die Anwendung von ChatGPT besteht darin, menschenähnliche Konversationen mit Benutzern zu führen und auf ihre Fragen und Anfragen zu antworten. ChatGPT ist in der Lage, aufgrund seines umfassenden Trainings große Mengen an Texten zu verstehen und darauf zu reagieren.
ChatGPT wurde durch das Training auf riesigen Textkorpora trainiert, einschließlich Milliarden von Webseiten und Büchern. Es verwendet einen unsupervised Learning-Ansatz, um Muster in der Sprache zu erkennen und zu lernen, wie man natürliche Sprachanfragen interpretiert und darauf reagiert. Während des Trainings versucht das Modell, die nächsten Wörter in einem Text vorherzusagen, basierend auf dem Kontext, der ihm gegeben wurde. Dieser Prozess wird als "Language Modeling" bezeichnet.
Das Trainingsprozess von ChatGPT ist sehr ressourcenintensiv und erfordert eine große Menge an Rechenleistung und Datensätzen. Es wurden jedoch spezielle Techniken und Hardware wie GPUs und TPUs verwendet, um das Training zu beschleunigen.


FRAGE 2: Wenn eine künstliche Intelligenz u.a. verschiedenartige Texte erstellen, bewerten und übersetzen und auch Computerprogramme schreiben kann – was bedeutet dies für Schulen? Und wie soll mit dieser neuen Möglichkeit schulisch umgegangen werden? 

So beantwortet Claus Zirwes die Frage:

Die Fähigkeiten von künstlicher Intelligenz werden durch ChatGPT und andere KIs gerade ansatzweise für uns alle greifbar. Sie werden unser aller Leben enorm beeinflussen, längst nicht nur in der Schule. Natürlich werden KIs auch Auswirkungen auf den Unterricht haben. Sie kann sämtliche Schulaufgaben in Handumdrehen erledigen. Mit den richtigen Anweisungen (Prompts) kann sie das sprachlich so klingen lassen, als hätte ein*e Schüler*in das formuliert, sogar mit künstlich eingebauten Rechtschreibfehlern. Das führt in Sachen Schulaufgaben, die die Schüler*innen selbstständig erledigen sollen, zurzeit zu viel Unruhe an den Schulen. 
Gleichzeitig wirft das auch die Frage auf, was die Schüler*innen lernen sollen. Wie wichtig ist es für die Zukunft etwa, solche KIs gut steuern zu können? Und wieviel Lernstoff sollen sich die Schüler*innen selbst aneignen. All das muss bedacht und verhandelt werden. Das ist sehr spannend und wird sicher etwas Zeit brauchen. 

Und so beantwortet ChatGPT die Frage...

Die Fähigkeit von künstlicher Intelligenz, Texte zu zusammenzufassen, zu bewerten, Gedichte oder Computerprogramme zu schreiben und Texte zu übersetzen, hat zweifellos Auswirkungen auf den Unterricht und das Lernen in Schulen. Hier sind einige mögliche Auswirkungen:

  • Automatisierung von Aufgaben: Künstliche Intelligenz kann bestimmte Aufgaben im Klassenzimmer automatisieren, wie zum Beispiel das Bewerten von Tests oder das Überprüfen von Hausaufgaben. Dadurch kann die Lehrzeit für andere Aufgaben genutzt werden. 

  • Verbesserte Ressourcen: Künstliche Intelligenz kann dazu beitragen, Lehrbücher und Lernmaterialien zu verbessern und zu aktualisieren. Automatisierte Textzusammenfassung und -übersetzung können dazu beitragen, Texte in verschiedenen Sprachen zugänglicher zu machen. 

  • Individuelles Lernen: Künstliche Intelligenz kann dazu beitragen, den Lernprozess für jeden Schüler individuell anzupassen. Durch die Analyse von Daten können Lehrer und Schüler Feedback erhalten, um ihre Lernprozesse zu verbessern. 

  • Neue Lehrmethoden: Künstliche Intelligenz kann auch dazu beitragen, neue Lehrmethoden zu entwickeln, wie zum Beispiel adaptive Lernsysteme, die auf den individuellen Fortschritt eines Schülers reagieren.

Wie Schulen mit diesen neuen Möglichkeiten umgehen sollten, hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Art der Schule, dem Alter der Schüler und den verfügbaren Ressourcen. Es ist jedoch wichtig, dass Schulen sich auf diese neuen Technologien einstellen und sie als Werkzeug zur Verbesserung des Lernens und der Lehrmethoden nutzen. Lehrer sollten sich auf die Entwicklung von Fähigkeiten konzentrieren, die von künstlicher Intelligenz nicht leicht automatisiert werden können, wie zum Beispiel soziale und emotionale Kompetenzen und kreative Fähigkeiten. Es ist auch wichtig sicherzustellen, dass künstliche Intelligenz ethisch und verantwortungsvoll eingesetzt wird, um die Privatsphäre und die Rechte von Schülern und Lehrern zu schützen.


FRAGE 3: In New York City ist der Einsatz von künstlicher Intelligenz - wie beispielsweise der von ChatGPT - an allen öffentlichen Schulen verboten. Kann diese Maßnahme auch eine Lösung für deutsche Schulen sein? 

So beantwortet Claus Zirwes die Frage:

Das Ministerium für Schule und Bildung NRW hat sehr schnell reagiert und eine Handlungsempfehlung herausgegeben. Hier steht kein Verbot auf der Tagesordnung. Vielmehr wird das als »realitätsfern und nicht durchhaltbar« eingeschätzt. Es besteht hohe Einigkeit darüber, dass ein kompetenter Umgang mit KI-Anwendungen zukünftig für die Schüler*innen in allen Lebensbereichen wichtig ist. Schule soll die Schüler*innen für die Zukunft fit machen. Aus diesem Grund darf sich Schule nicht hermetisch abriegeln.

Und so beantwortet ChatGPT die Frage...

Das Verbot von künstlicher Intelligenz (KI) an öffentlichen Schulen in New York City hat spezifische Gründe, die sich auf die Risiken und Herausforderungen des Einsatzes von KI beziehen. Ein Verbot von KI an Schulen in Deutschland könnte eine Option sein, um ähnliche Risiken zu vermeiden. Allerdings ist es wichtig zu betonen, dass ein Verbot nicht unbedingt die beste Lösung für alle Schulen ist und dass eine differenzierte Betrachtung notwendig ist.
Einige mögliche Herausforderungen des Einsatzes von KI an Schulen, die ein Verbot rechtfertigen könnten, sind:

  • Datenschutz und Privatsphäre: KI-Systeme können große Mengen an persönlichen Daten und Informationen sammeln und verarbeiten, was die Privatsphäre und den Datenschutz von Schülern und Lehrern gefährden kann.

  • Diskriminierung und Voreingenommenheit: KI-Systeme können voreingenommen oder diskriminierend sein, wenn sie auf ungleichen oder unzureichenden Daten trainiert werden. Dies könnte dazu führen, dass Schüler oder Lehrer aufgrund ihrer Rasse, ihres Geschlechts, ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder ihrer sozialen Hintergründe benachteiligt werden.

  • Abhängigkeit von Technologie: Der Einsatz von KI-Systemen könnte dazu führen, dass Schüler und Lehrer zu sehr von Technologie abhängig werden und wichtige Fähigkeiten und Kompetenzen vernachlässigen, die für ihre persönliche und berufliche Entwicklung wichtig sind.

  • Mangelnde Transparenz und Kontrolle: KI-Systeme können oft sehr komplex und undurchsichtig sein, was es schwierig macht, ihre Funktionsweise und Entscheidungen zu verstehen. Dies kann dazu führen, dass Schüler und Lehrer ihre Kontrolle über den Lernprozess verlieren.

Um diese Risiken zu minimieren, können Schulen in Deutschland verschiedene Maßnahmen ergreifen, wie zum Beispiel:

  • Strenge Datenschutz- und Sicherheitsrichtlinien umsetzen, um sicherzustellen, dass persönliche Daten und Informationen von Schülern und Lehrern geschützt werden. 

  • KI-Systeme transparent und verantwortungsbewusst einsetzen und sicherstellen, dass sie auf faire und ausgewogene Daten trainiert werden.

  • Den Einsatz von KI-Systemen auf bestimmte Bereiche beschränken, in denen sie einen klaren Mehrwert bieten und nicht auf Kosten wichtiger Fähigkeiten und Kompetenzen.

  • Schüler und Lehrer in den Einsatz von KI-Systemen einbeziehen und ihnen die Kontrolle über den Lernprozess und die Entscheidungen geben.

Insgesamt ist ein differenzierter Ansatz notwendig, der die Vor- und Nachteile des Einsatzes von KI-Systemen an Schulen sorgfältig abwägt und sicherstellt, dass die Interessen und Bedürfnisse der Schüler und Lehrer im Mittelpunkt stehen.


FRAGE 4: Welche Folgen hätte der Einsatz der KI für die Textkompetenzen der Schülerinnen und Schüler? Trägt eine textgenerierende KI-Anwendung zur Verschlechterung bei?

So beantwortet Claus Zirwes die Frage:

Zunächst mal macht es natürlich Angst, dass die künftigen Generationen durch die Nutzung von KIs ihre Kreativität und ihr kritisches Denken vernachlässigen könnten. 
Andererseits habe ich beobachtet, dass im Zeitalter der Digitalität genau diese Kompetenzen herausgefordert werden. Ich denke da an die Anforderungen, die Social Media jetzt schon an uns stellt. Sich dort zu orientieren, beispielsweise Fake-News zu erkennen und mit sogenannten »Blasen« umzugehen, verlangt hohe Eigenständigkeit im Umgang mit Informationen. Das kommt gerade in den Schulen an, dass genau hier mit den Schüler*innen intensiv gearbeitet werden muss. 
Es kann demnach sein, dass eine KI uns beim Texteschreiben Teile des eigenständigen Nachdenkens abnimmt. Und hier muss man in der Schule auch Konzepte finden, die damit umgehen. Aber generell fordern die KI uns genau in den Punkten kritisches Denken, Kreativität, Kommunikation und Zusammenarbeit mit andern heraus. Diese Fähigkeiten werden umso wichtiger und sicher noch zentraler in der Arbeit mit den Schüler*innen werden. 

Und so beantwortet ChatGPT die Frage...

Der Einsatz von KI-Systemen zur Textgenerierung und -bewertung kann potenziell Auswirkungen auf die Textkompetenzen von Schülerinnen und Schülern haben. Es gibt jedoch keine eindeutigen Belege dafür, dass der Einsatz von KI-Systemen automatisch zu einer Verschlechterung der Textkompetenzen führt.
Einerseits kann der Einsatz von KI-Systemen zur Textgenerierung Schülerinnen und Schülern dabei helfen, schnell und effizient Texte zu produzieren. KI-Systeme können beispielsweise automatisch Korrekturen und Verbesserungsvorschläge für geschriebene Texte liefern und somit zur Verbesserung der Schreibfähigkeiten beitragen. Auch können KI-Systeme dazu beitragen, die Lesefähigkeit zu verbessern, indem sie Texte zusammenfassen oder wichtige Informationen hervorheben.
Andererseits kann die Verwendung von KI-Systemen auch negative Auswirkungen auf die Textkompetenzen haben, insbesondere wenn sie zu sehr als Ersatz für das eigene Denken und Schreiben genutzt werden. Wenn Schülerinnen und Schüler sich ausschließlich auf KI-Systeme verlassen, um Texte zu schreiben, kann dies dazu führen, dass ihre eigenen Schreib- und Denkfähigkeiten vernachlässigt werden. Auch kann die Verwendung von KI-Systemen die Kreativität und Originalität von Texten beeinträchtigen, da KI-Systeme oft auf vorhersehbaren Mustern und Formeln basieren.
Es ist daher wichtig, den Einsatz von KI-Systemen zur Textgenerierung und -bewertung in Schulen sorgfältig zu planen und zu überwachen, um sicherzustellen, dass sie als Hilfsmittel und nicht als Ersatz für eigene Denk- und Schreibfähigkeiten eingesetzt werden. Schülerinnen und Schüler sollten weiterhin dazu ermutigt werden, eigene Ideen und Gedanken in ihre Texte zu integrieren und diese kreativ und original zu gestalten.


FRAGE 5: Wie könnte man beispielsweise ChatGPT in der Schule trotzdem gewinnbringend einsetzen? Kann KI den Lernprozess auch unterstützen?

So beantwortet Claus Zirwes die Frage:

Die KI kann im Unterricht eine große Hilfe sein. Z.B. ist sie in der Lage, für Schüler*innen maßgeschneiderte Lösungen zu liefern. Sie »liest«, was ein Schüler eingegeben hat, und stellt ihm oder ihr daraufhin dem Lernstand entsprechende Aufgaben. Die Lehrkraft kann dann mehr wie ein Coach einzelne Schüler*innen beim Lernprozess begleiten und unterstützen.
Allerdings – und hier sind wir wieder beim Stichwort kompetenten Umgang mit KI – muss man sich darüber klar sein, dass die KI mit Texten gefüttert wurde, die hauptsächlich aus dem amerikanischen Raum stammen. Also auch in einer gewissen »Blase« operiert. Sie bildet nicht die Vielfalt ab, die da ist und repräsentiert auch nicht unsere Welt. 
Die ausgegebenen Antworten sind kein Faktenwissen. Sie sind dementsprechend nicht garantiert fehlerfrei. Vor allem spiegeln sie möglicherweise ein verzerrtes Weltbild. Erste Experimente haben gezeigt, dass ChatGPT Frauen mit ganz anderen Wörtern in Verbindung bringt als Männer. Es wird ein z.T. sexistisches und tendenziell veraltetes Frauenbild transportiert. 
Als Lehrkraft muss einem das klar sein, wenn man Schüler*innen damit arbeiten lässt. Man muss ihnen die Kompetenzen vermitteln, die notwendig sind, um kritisch und eigenständig mit dem Weltbild der KI umzugehen. 

Und so beantwortet ChatGPT die Frage...

Ja, KI kann den Lernprozess unterstützen und ChatGPT kann beispielsweise in der Schule gewinnbringend eingesetzt werden, wenn es als ein Werkzeug zur Unterstützung des Lernens betrachtet wird.
Hier sind einige Möglichkeiten, wie ChatGPT in der Schule eingesetzt werden könnte:

  • Automatisierte Rückmeldungen und Bewertungen: ChatGPT kann automatisch Feedback zu den Texten der Schülerinnen und Schüler geben und auf Fehler hinweisen. Das kann den Lehrerinnen und Lehrern Zeit und Arbeit sparen und Schülerinnen und Schüler können schnellere und präzisere Rückmeldungen auf ihre Leistungen erhalten.

  • Automatisierte Zusammenfassungen: ChatGPT kann automatisch lange Texte zusammenfassen, was Schülerinnen und Schülern dabei helfen kann, komplexe Texte schneller zu erfassen und zu verstehen.

  • Sprachübersetzung: ChatGPT kann dazu beitragen, dass Schülerinnen und Schüler fremdsprachige Texte verstehen können, indem es automatisch Texte in die gewünschte Sprache übersetzt.

  • Rechercheunterstützung: ChatGPT kann dabei helfen, bei der Recherche nach relevanten Informationen schneller und effektiver vorzugehen. Es kann beispielsweise dabei helfen, relevante Quellen zu finden oder relevante Informationen aus großen Datenmengen zu extrahieren. 

  • Virtuelle Tutoren: ChatGPT kann auch als virtueller Tutor eingesetzt werden, um Schülerinnen und Schüler bei der Arbeit an bestimmten Aufgaben zu unterstützen oder Fragen zu beantworten.

Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass ChatGPT und andere KI-Systeme niemals die Rolle des Lehrers oder der Lehrerin vollständig ersetzen können. Lehrerinnen und Lehrer spielen eine wichtige Rolle beim Lernen und bei der Entwicklung von Fähigkeiten und sollten weiterhin Schülerinnen und Schüler unterstützen und anleiten.


FRAGE 6: Wenn man eine textgenerierende KI-Anwendung in der Schule zulässt – bedarf es bestimmter Regeln. Was muss man im Vorfeld festlegen? Und wie gehe ich mit Schülerinnen und Schülern um, die KI nutzen, dies aber nicht angeben? 

So beantwortet Claus Zirwes die Frage:

Natürlich scheint die Versuchung für Schüler*innen groß zu sein, einfach zu schummeln und die KI beispielsweise eine komplette Facharbeit schreiben zu lassen.

Ich sehe hier zwei pädagogische Konsequenzen: 
Wenn wir eine Aufgabe stellen, was wollen wir, dass der/die Schüler*in lernt? Es wird nämlich die Auseinandersetzung mit der KI in manchen Aufgaben gewünscht sein. Ein Ziel des Unterrichts muss sein, Schüler*innen dazu zu befähigen, Werkzeuge wie ChatGPT in den eigenen Arbeits- und Lernkontexten gewinnbringend und verantwortungsbewusst einzusetzen. 

Außerdem müssen sich die Aufgabentypen ändern. Es nutzt nichts, so zu tun, als ob es die KI nicht gäbe. Allgemein rückt dadurch der Arbeitsprozess der Schüler*innen in den Vordergrund – ob mit der KI oder ohne. Ein Beispiel: Das fertige Produkt – z.B. eine Interpretation eines Gedichts – kann die KI liefern. Die Schüler*innen können aber ihren Arbeitsweg dokumentieren durch Erklärvideos, Podcasts oder sonstiges Feedback zum laufenden Arbeitsprozess ergänzen. Denkbar wäre z.B. eine Dokumentation dazu, wie sie die Prompts für die Ki anpassen, um ein wirklich gutes Endergebnis zu erhalten.

Sollte die Benutzung einer KI unterschlagen werden, gelten die rechtlichen Bedingungen, die allgemein beim wissenschaftlichen Arbeiten wirksam sind. Bei diesen rechtlichen Aspekten möchte ich gerne nochmal auf die Handreichung des MSB hinweisen.

Und so beantwortet ChatGPT die Frage...

Ja, es ist wichtig, klare Regeln und Richtlinien für den Einsatz von textgenerierenden KI-Anwendungen wie ChatGPT in der Schule festzulegen. Hier sind einige Überlegungen und Empfehlungen:

  • Transparenz: Es sollte klar kommuniziert werden, dass Schülerinnen und Schüler KI-Systeme nutzen und welche Art von Informationen diese Systeme sammeln und verwenden.

  • Einsatzbereich: Es ist wichtig, den Einsatzbereich der KI-Anwendungen klar zu definieren und zu kommunizieren. Zum Beispiel können KI-Anwendungen für das Schreiben von Aufsätzen, das Übersetzen von Texten oder für die automatische Bewertung von Leistungen eingesetzt werden.

  • Einschränkungen: Es ist wichtig zu klären, welche Art von Daten die Schülerinnen und Schüler eingeben dürfen und welche Funktionen der KI-Anwendung für den Unterricht zugänglich sind. 

  • Datenschutz: Es sollte ein klarer Datenschutzplan für KI-Anwendungen in der Schule festgelegt werden. Schülerinnen und Schüler sollten darüber informiert werden, welche Daten gesammelt werden, wie sie verwendet werden und wer darauf zugreifen kann. 

  • Verantwortlichkeiten: Es sollte klar definiert werden, wer für die Verwaltung der KI-Anwendung in der Schule verantwortlich ist und wer für die Schulung der Schülerinnen und Schüler verantwortlich ist.

Wenn Schülerinnen und Schüler KI-Anwendungen nutzen, ohne dies anzugeben, sollten Lehrerinnen und Lehrer ihnen klarmachen, dass es unethisch ist und dass sie sich damit selbst benachteiligen, da sie nicht die Fähigkeiten und Fertigkeiten entwickeln, die notwendig sind, um die gestellten Aufgaben ohne die Hilfe von KI zu bewältigen. Es sollte auch darauf hingewiesen werden, dass es kontraproduktiv ist, unehrlich zu sein und dass Ehrlichkeit und Integrität wichtige Werte sind, die in allen Bereichen des Lebens zählen. Es ist auch wichtig, die Schülerinnen und Schüler darüber aufzuklären, wie KI-Anwendungen funktionieren und wie sie in verschiedenen Bereichen eingesetzt werden, damit sie verstehen können, wann und wie KI-Anwendungen sinnvoll eingesetzt werden können.

 


FRAGE 7: Gibt es auch einen Nutzen für mich als Lehrkraft?

So beantwortet Claus Zirwes die Frage:

Ich habe mehrere Workshops für Lehrkräfte zum Arbeiten mit KI gegeben. Dabei kristallisierte sich dieses Feedback der Lehrer heraus: Die meisten sehen großes Entlastungspotential bei der Differenzierung und der Unterrichtsplanung. Differenzierung bedeutet, dass die Schüler*innen individuelle Aufgaben passend zu ihrem Lernniveau erhalten. Man kann die KI beispielsweise anweisen, zu einem Aufgabengebiet drei Arbeitsblätter in verschiedenen Schwierigkeitsstufen zu erstellen.

Und so beantwortet ChatGPT die Frage...

Ja, KI-Anwendungen können auch für Lehrkräfte nützlich sein. Einige mögliche Vorteile sind:

  • Zeitersparnis: KI-Anwendungen können Lehrkräften helfen, Aufgaben wie das Bewerten von Aufgaben oder das Erstellen von Lehrplänen zu automatisieren, was Zeit sparen kann. 

  • Personalisierte Lernangebote: KI-Anwendungen können helfen, den Lernfortschritt von Schülerinnen und Schülern zu verfolgen und personalisierte Lernangebote zu erstellen, die auf die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler zugeschnitten sind.

  • Verbesserte Unterrichtsgestaltung: KI-Anwendungen können Lehrkräften helfen, den Unterricht zu gestalten und anzupassen, um sicherzustellen, dass die Schülerinnen und Schüler ein besseres Verständnis des Unterrichtsstoffs erlangen. 

  • Datenanalyse: KI-Anwendungen können Lehrkräften dabei helfen, Daten zu analysieren, um Trends und Muster im Lernverhalten und in der Leistung der Schülerinnen und Schüler zu identifizieren. 

  • Unterstützung bei der Dokumentation: KI-Anwendungen können Lehrkräfte bei der Dokumentation und Verwaltung von Schülerdaten unterstützen.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass KI-Anwendungen kein Ersatz für Lehrkräfte sind. Lehrkräfte spielen eine wichtige Rolle bei der Gestaltung des Unterrichts, bei der Beurteilung des Fortschritts der Schülerinnen und Schüler und bei der Unterstützung ihrer Schülerinnen und Schüler bei der Entwicklung kritischer Denkfähigkeiten und anderer Fähigkeiten, die über die bloße Wissensvermittlung hinausgehen. KI-Anwendungen können die Arbeit von Lehrkräften ergänzen und verbessern, indem sie ihnen Zeit und Ressourcen sparen, um sich auf andere wichtige Aspekte ihrer Arbeit zu konzentrieren.


FRAGE 8: Wohin steuert die Entwicklung von künstlicher Intelligenz mittel und langfristig?

So beantwortet Claus Zirwes die Frage:

Heute ist das Sprachmodell GPT-4 von Open-AI veröffentlich worden. Der Vorgänger GPT-3 bildete die Grundlage für ChatGPT. Die auffallendste Neuerung: GPT-4 kann nicht nur mit Text umgehen, sondern auch mit Bildern. Wenn ein Nutzer beispielsweise ein Bild vom Inneren eines Kühlschranks schickt, werde GPT-4 nicht nur korrekt erkennen, was sich darin befindet, sondern auch vorschlagen, was man aus den Zutaten kochen kann, so die Aussage von OpenAI.

KIs werden sich weiter in Produkte integrieren, die wir bereits anwenden. Für diesen Monat hat Microsoft angekündigt, ChatGPT in Teams und weiteren Office-Produkten zu integrieren. Die KI erledigt dann innerhalb der Programme Aufgaben wie E-Mails zu formulieren, Briefe zu schreiben oder bei einer Videokonferenz automatische Notizen zu erstellen.

Als das iPhone 2007 auf den Markt kam, entwickelten sich anschließend zahlreiche, vorher undenkbare Möglichkeiten, wie die Smartphones eingesetzt werden können. Genauso sind der Kreativität, wie man die KI einsetzten kann, keine Grenzen gesetzt. Daher lässt sich für mich im Moment noch nicht absehen, was alles kommen wird.

Und so beantwortet ChatGPT die Frage...

Die Entwicklung von künstlicher Intelligenz (KI) steuert auf eine Vielzahl von Anwendungen und Veränderungen in verschiedenen Bereichen zu. Hier sind einige mögliche Entwicklungen auf mittel- und langfristige Sicht:

  • Automatisierung von Arbeit: KI-Anwendungen können Arbeitsprozesse in vielen Branchen automatisieren, was zu einer veränderten Arbeitslandschaft führen wird. Einige Arbeitsplätze könnten verschwinden, während andere sich verändern oder entstehen werden. 

  • Personalisierung von Dienstleistungen: KI-Anwendungen können helfen, personalisierte Dienstleistungen anzubieten, die auf die individuellen Bedürfnisse und Präferenzen von Nutzern zugeschnitten sind. 

  • Fortschrittliche Robotik: KI-basierte Robotik kann in der Zukunft eine wichtige Rolle bei der Automatisierung von Arbeit und der Durchführung von Aufgaben spielen. 

  • Fortschritte im Gesundheitswesen: KI kann bei der Diagnose von Krankheiten und der Entwicklung neuer Behandlungsmethoden helfen. 

  • Verbesserungen in der Transport- und Logistikbranche: KI kann bei der Optimierung von Routen und der Reduzierung von Lieferzeiten helfen. 

  • Veränderungen in der Bildung: KI-Anwendungen können das Lernen und die Unterrichtsgestaltung verbessern, indem sie personalisierte Lernangebote und Datenanalysen bereitstellen.

Es ist jedoch auch wichtig zu beachten, dass es Risiken im Zusammenhang mit der Entwicklung von KI gibt, wie z.B. das Potenzial für ethische und soziale Implikationen. Es ist daher wichtig, dass die Entwicklung von KI in einer verantwortungsvollen Weise vorangetrieben wird, um sicherzustellen, dass sie zum Nutzen der Gesellschaft beiträgt.


⇒ Die Präsentation von Claus Zirwes/ Thorsten Nassauer und weitere Informationen finden Sie auf unserer Themenseite »Künstliche Intelligenz«