Microsoft Teams: Läuft bei uns
"Stabil im Betrieb, einfach in der Bedienung: Viele Schulen setzen im Lockdown auf Microsoft Teams. Aber was ist wichtiger, reibungsloser Fernunterricht oder Datenschutz?
Ende 2020 drohte in Bayern endgültig Chaos: Microsoft-Teams-Lizenzen sollten zum Jahreswechsel auslaufen, das landeseigene Portal Mebis als Alternative für Videochats war nicht einsatzbereit. Drei Wochen vor Ablauf der Frist sagte der Kultusminister Michael Piazolo: Die Lizenzen für Microsoft Teams würden nun doch verlängert. Und als eine Woche später Mebis komplett zusammenbrach, empfahl er im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk sogar: Morgens sollten halt alle Microsoft Teams nutzen.
Bedeutet eigentlich: Selbst Bayerns Kultusminister sieht den »Digitalturbo« als praktisch gescheitert an. Noch im Sommer hatte Bayerns Ministerpräsident angekündigt, im Schnellverfahren wolle er eine ganze Reihe von neuen digitalen Werkzeugen fertigstellen. Unter anderem sollte die Bayern-Cloud – die Infrastruktur, über die der digitale Unterricht laufen soll – so weiterentwickelt werden, dass damit auch Videokonferenzen möglich sein sollten. Die Lösung gibt es bis heute nicht. Stattdessen dürften im aktuellen Distanzunterricht viele Videokonferenzen an bayerischen Schulen über die Software Microsoft Teams laufen.
Microsoft Teams? Das sollte doch in Bayern eigentlich nur eine »zeitlich befristete Interimslösung« sein, wie das Kultusministerium im November dem Bayerischen Rundfunk mitteilte. Tatsächlich registrierten sich mehr als 700 Schulen des Bundeslandes, als das bayerische Kultusministerium im Frühjahr flugs einen Deal mit Microsoft abschloss, der die Nutzung der schlüsselfertigen Softwarelösung des US-Großunternehmens erlaubte. Trotzdem sollte damit Schluss sein, aus "vergaberechtlichen Gründen", schrieb Bayerns Kultusministerium offiziell.
Seit Anfang des Jahres sind die Schulen wieder geschlossen, bleiben es auch größtenteils wohl vorerst. Und Microsoft Teams ist immer noch da. Genauso wie die Diskussionen darüber, ob man das eigentlich darf: Microsoft Teams im Unterricht einsetzen. Und zwar nicht nur in Bayern. Insgesamt geht es bei der Debatte um Microsoft-Lösungen insgesamt, also auch um Microsoft 365 und Office 365, den Paketen, die Teams als Anwendung für Videokonferenzen und Chats enthalten können.
In Nordrhein-Westfalen zum Beispiel rät das Schulministerium von der Nutzung von Microsoft Office 365 aus Datenschutzgründen ab. Das allerdings bedeutet nicht, dass Schulen in NRW das System nicht nutzen. In Baden-Württemberg wiederum plant Ministerin Susanne Eisenmann, Microsoft 365 und explizit auch Microsoft Teams für Videokonferenzen einzuführen. Ein Pilotprojekt läuft. Dagegen protestiert nun ein Bündnis aus Lehrergewerkschaften, Vereinen, dem Landeseltern- und Schülerinnenbeirat.
Die Diskussion um Microsoft-Software an Schulen dreht sich vordergründig vor allem um den Datenschutz. Im Grunde aber geht es um die Frage, wie Deutschland seine Schulen digitalisieren will: mit eingekaufter Cloud-Software großer Konzerne oder mit selbst gebauten Lösungen?..."