Umfrage: Wie Schüler in Ostthüringen den Distanzunterricht bewerten

"Mangelhafte technische Ausstattung, fehlende digitale Methodik, schlechte Kommunikation – so sehen die Schüler in Ostthüringen ihren Distanzunterricht der letzten Monate. Mit einer Umfrage hat die Schülervertretung das zwei Wochen lang ausgelotet. Rund 3.500 Teilnehmer zeigen die größten Herausforderungen im Lernalltag – und stellen klare Forderungen ans Schulamt.
Eine glatte 4 geben die Schüler in Prüfungs- und Abschlussklassen der Qualität ihrer Prüfungsvorbereitung. Das hat selbst die Schülervertretung schockiert, als die Umfrage ausgewertet war. Mehr als 3.500 Schülerinnen und Schüler aus Ostthüringen hatten sich daran beteiligt – jetzt ist sie ausgewertet. Malte Reinstein vom Vorstand hat die Datensätze auf seinem Rechner, alle anonymisiert natürlich. »Wir hatten schon gehofft, dass sich viele beteiligen, aber von der großen Menge waren wir dann doch überrascht«, erzählt er.

Umfrage musste außerhalb der Schule laufen 
Zwei Wochen lief die Umfrage, eigentlich sollte sie über die Schulen verbreitet werden – das Schulamt verweigerte aber seine Genehmigung und so lief sie außerschulisch übers Internet. Befragt wurden die Klassen fünf bis 13 in allen Schulformen in Ostthüringen (Jena, Gera, Greiz, Altenburger Land, Saale-Orla, Saale-Holzland).

Ergebnisse sollen in Handlungen münden 
Sieben Bereiche hatten sich als besonders problematisch dargestellt, mit den Ergebnissen in der Hand suchen die Schülervertreter jetzt das Gespräch mit dem Schulamt, denn sie wollen, dass ihre Ergebnisse in konkrete Handlungen umgesetzt werden. »Und es sind ja durchaus Punkte dabei, die sehr zügig und unkompliziert verbessert werden könnten«, so Malte Reinstein.

Technische Ausstattung mangelhaft 
Ein Beispiel ist die Ausstattung mit digitalen Endgeräten in der Region. Einer von sechs Schülern, so das Ergebnis der Umfrage, muss sich im Distanzunterricht PC, Laptop oder Tablet mit einem weiteren Nutzer teilen. Hier müssten bestehende Angebote der Schulen zum Leihen von Endgeräten besser ausgebaut und beworben werden, fordert die Schülervertretung.

Selbst die Lehrer haben zu Hause oft keine ausreichende Technik oder mangelnde Internet-Qualität. Das behindert natürlich die Kommunikation. 75 Prozent der Befragten wünschen sich mehr Kontakt mit den Lehrkräften im Distanzunterricht, jeder fünfte Schüler gibt an, für den Kontakt zum Lehrer unterschiedliche Wege nutzen zu müssen. Doch dafür müssen beispielsweise die Mailadressen der Lehrer zumindest bekannt sein. Die sind thüringenweit zwar inzwischen einheitlich aufgebaut, aber viele Kinder und Jugendliche kennen die Vornamen ihrer Lehrer nicht, erzählt Malte. »So haben wir die erstmal alle auf die Schulwebsite gesetzt.« 

Selbststudium haben Schüler nicht gelernt 
Ausbaufähig sind laut der Umfrage auch die Organisation des Lernens sowie der Aufgabenumfang. So wünscht sich jeder neunte Befragte eine festere Organisationsstruktur des häuslichen Lernens und eine von Seiten der Schule initiierte Regelmäßigkeit. »Distanzunterricht ist halt eigentlich kein Selbststudium« stellt Malte fest. »Das verwechseln die Lehrer oft.« 

Die meisten Schülerinnen und Schüler sind gewohnt, Tafelbilder abzuschreiben und dem Lehrer zuzuhören. Das, was jetzt in der Pandemie von ihnen verlangt wird, haben sie nie gelernt. Die Schülervertreter folgern daraus: Hier muss grundsätzlich eine digitale Methodik entwickelt und künftig auch im Unterricht vermittelt werden..."

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