Können Privatschulen das Homeschooling besser?
"Genervte Lehrkräfte und Schüler, verzweifelte Eltern: Beim Distanzunterricht während der Corona-Pandemie läuft an Schulen vieles schief. Dabei zeigen diese Beispiele aus Hamburg, wie es besser gehen kann.
Beim Distanzunterricht läuft es an vielen Schulen in Hamburg alles andere als rund. Es gibt immer wieder massive technische Probleme, manche Einrichtungen haben noch nicht einmal WLAN. Zwar rühmt sich Schulsenator Ties Rabe (SPD) damit, dass Hamburgs Schulen in puncto Ausstattung mit WLAN, Laptops und Desktop-Computern »bundesweit an der Spitze« liegen.
Dagegen sagt die schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Birgit Stöver, es sei »reine Glückssache, ob das eigene Kind eine Schule besucht, die digital gut aufgestellt ist oder eben nicht«. Glück scheinen eher diejenigen zu haben, die auf eine private Schulen gehen: Dort scheint es zu laufen.
Das Jenisch Gymnasium der Privatschulpädagogischen GmbH in Klein Flottbek hat bereits vor zwei Jahren iPad-Klassen eingerichtet. »Um die Anschaffungskosten zu finanzieren, hatten wir frühzeitig Mittel aus dem DigitalPakt beantragt und ein Konzept ausgearbeitet. Auch die Eltern haben einen kleinen Beitrag geleistet«, so Schulleiterin Corinna Lippert. Für diejenigen, die den nicht leisten konnten, sei die Schule eingesprungen.
»Der erste Lockdown erwischte uns trotz aller Vorbereitung kalt. Die Sommerferien haben wir genutzt, um alle Lehrkräfte fortzubilden.« In den Monaten danach seien die Schülerinnen und Schüler im Unterricht an die Programme herangeführt worden. »Wir konnten einige Probeläufe machen und so beim zweiten Lockdown von heute auf morgen umstellen und weiter Unterricht nach Stundenplan anbieten.«
»Unser IT-Team bietet Lehrkräften regelmäßig Fortbildungen und Webinare an«
Auch an den evangelischen Bugenhagenschulen wird es neben Präsenz- aktuell auch echten Distanzunterricht gegeben. Aus den Jahrgängen bis zur siebten Klasse der inklusiven Grund- und Stadtteilschule sind relativ viele Schülerinnen und Schüler vor Ort, ab der achten Klasse wird zu Hause gelernt.
Je nach Jahrgang gibt es digitale Morgenrunden, Videokonferenzen, virtuelle Lerngruppen und Chatsprechstunden. Eva-Maria Kopte, Standortleitung Bugenhagenschule Alsterdorf und Grundschulleitung der Evangelischen Stiftung Alsterdorf, zeigt sich regelrecht begeistert: »Wir erleben die Situation als absoluten Beschleuniger der Digitalisierung. Die meisten Kolleginnen und Kollegen haben gerade jetzt in der zweiten Welle, in die wir gut vorbereitet gegangen sind, großen Ehrgeiz entwickelt, die Schülerinnen und Schüler zu Hause digital bestmöglich zu begleiten. Viele, denen digitales Arbeiten vorher Angst gemacht hat, erproben mit Begeisterung neue Medien und lernen miteinander, wie es am besten gehen kann.«
Der Leiter der Abteilung Schule und Hochschule im Erzbistum Hamburg, Christopher Haep, sieht auch die Anstrengung bei jedem Einzelnen: »n diesen Zeiten darf und soll ausprobiert werden, dürfen Fehler passieren. Nicht alles kann und muss sofort optimal klappen.« Die vergangenen Monate hätten »unglaublich viel Kraft gekostet. Wir müssen unbedingt ein Auseinanderdriften zwischen leistungsstärkeren und leistungsschwächeren Schülerinnen und Schülern verhindern.«
Zum Jahresbeginn konnte auf Hybridunterricht umgestellt werden, da vorher Internetverbindungen und Netzwerke optimiert worden seien. Nun wird für die Kommunikation die digitale Schulplattform iServ genutzt. »Unser IT-Team bietet Lehrkräften regelmäßig Fortbildungen und Webinare an, um die neuen Möglichkeiten intensiv kennenzulernen – und im Schulalltag dann ganz selbstverständlich zu nutzen. Der regelmäßige Austausch in Videokonferenzen mit den Schulleitungen und die Vermittlung von Best-practice-Beispielen untereinander bringen das katholische Schulwesen insgesamt voran«, so Haep..."