Zwischenbilanz Corona-Krise: Wie ein halbes Jahr Corona-Pandemie das Leben in Deutschland verändert hat

"Vor einem halben Jahr wurde die erste Corona-Infektion in Deutschland bestätigt. Seitdem hat sich sehr viel verändert – manches zum Guten, vieles zum Schlechten und einiges möglicherweise auf Dauer. Ein Überblick. 
Am 27. Januar 2020 – also vor genau sechs Monaten – wurde ein Mitarbeiter des Autozulieferers Webasto in Bayern positiv auf das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 getestet. Er war der erste bestätigte Covid-19-Patient in Deutschland. Zwei Wochen später wurde der Mann als gesund entlassen. Doch das Ereignis wirkt bis heute nach und die Pandemie hat ein Ausmaß erreicht, das sich viele nicht hätte vorstellen können.

Homeoffice – Fluch oder Segen? 
Als Mitte März Schulen und Kindergärten schlossen und die Bundesregierung am 22. März zur Eindämmung des Coronavirus ein bundesweites Kontaktverbot aussprach, wurden viele Beschäftigte ins Home Office geschickt. Ein Teil von ihnen ist bis heute dort geblieben. Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen: Die Beschäftigten sparen die Anfahrt zu ihrem Arbeitsplatz, vor allem in den ersten Wochen gab es weniger Staus auf den Straßen, und die Luftqualität besserte sich.

Doch in Umfragen zeigt sich ein geteiltes Bild. In einer Untersuchung der Krankenkasse DAK heißt es, dass viele Beschäftigte die Arbeit im Home Office als entlastend empfinden und Beruf und Familie besser miteinander vereinbaren können. Die Zahl der Beschäftigten, die sich regelmäßig gestresst fühlen, nahm demnach um sieben Prozent im Vergleich zu Vor-Krisen-Zeiten ab.

Dagegen erklärte etwa die Hälfte der Befragten in einer Studie der Techniker Krankenkasse, sich während der Corona-Krise belasteter zu fühlen als sonst. Als ein Grund wurde die Doppelbelastung von Arbeit und Kinderbetreuung samt Homeschooling zu Hause angeführt.

Dennoch könnte Home Office ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Arbeitswelt bleiben. In den USA haben viele Unternehmen erkannt, dass man auch viel Geld sparen kann, wenn man mehr Beschäftigte als früher von Zuhause aus arbeiten lässt – etwa, weil weniger Bürofläche nötig ist.

Mehr psychische Erkrankungen erwartet
Fachleute befürchten einen Anstieg psychischer Erkrankungen in Folge der Corona-Pandemie. Unter anderem warnt die Weltgesundheitsorganisation, dass Isolation, Angst, Unsicherheit und wirtschaftliche Turbulenzen in der Krise übermäßigen Stress auslösen könnten.

Das Meinungsforschungsinstitut Infratest Dimap hat in Deutschland Umfragen durchgeführt. Demnach befürchet etwa die Hälfte der Befragten eine mögliche zweite Ansteckungswelle. Fast drei Viertel treffen nach eigenen Angaben nur noch eingeschränkt Freunde und Verwandte. Es werden keine Hände mehr geschüttelt, Umarmungen werden vermieden und bevor man die Großeltern einlädt, tagt der Familienrat – aus Angst davor, einen geliebten Angehörigen anzustecken. Das stellt das Leben auf den Kopf und dürfte dauerhaft Auswirkungen auf die Gesellschaft haben.

Aus evolutionsbiologischer Sicht sind vor allem die mangelnden physischen Berührungen problematisch. Der Haptikforscher Martin Grunwald erklärte gegenüber Spiegel Online, der Mensch als Säugetier brauche ein bestimmtes Maß an Berührung, um sich körperlich und seelisch zu entwickeln. Über die Körperkommunikation würden nonverbale Informationen, etwa Sympathie, Vertrautheit bis hin zu Wertschätzung, Mitgefühl oder Trost kommuniziert. So regelten Berührungen Beziehungen..."

Zum Artikel auf Deutschlandfunk.de.