Um Klassen smarter

"Wieder zeigt ein internationaler Vergleich: Deutschlands Schulen sind kaum digital und holen nur langsam auf. Wie es anders geht, lässt sich beim Spitzenreiter Dänemark besichtigen.
Es ist die dritte Stunde im Gymnasium von Åbenrå, Thema Klimawandel. Andreas - in Dänemark duzt man den Lehrer - hat seinen Schülern einen Link geschickt. Mithilfe eines Simulationsprogramms sollen sie die Auswirkungen der Erderwärmung auf die Natur ermitteln. Wie verändert sich die Kartoffelernte, wenn die Temperatur um drei Grad steigt? Ab wann lohnt sich in Nordeuropa Weinanbau? Welche Inseln sind vom Anstieg des Meeresspiegels bedroht? 24 Elftklässler sitzen vor 24 Laptops, recherchieren und rechnen.

Kabel spannen sich durch den Raum, auf den Tischen liegen Ladegeräte und Handys. Einige Schüler machen sich ihre Notizen noch per Hand, die meisten hauen sie direkt in die Tasten. An den alten analogen Unterricht erinnern in dem Naturwissenschaftsraum noch die Knochenmodelle hinter Glas und ein ausgestopfter Seeadler. »Die haben wir schon lange nicht mehr benutzt«, sagt Andreas.

Vor sechs Jahren kam Andreas Damerau aus Nordrhein-Westfalen an das Gymnasium von Åbenrå, die Oberstufenschule für die deutschsprachige Minderheit im Süden Dänemarks. Seitdem habe es kaum eine Stunde gegeben, in der nicht Laptop, Smartphone oder eine digitale Tafel zum Einsatz kamen, sagt er. »In Deutschland müsste ich für so einen Unterricht vermutlich immer noch in den Computerraum gehen«, sagt Damerau, »und die Programme würden ständig abstürzen.«

Die neue internationale Vergleichsstudie Icils, die am vergangenen Dienstag erschien, gibt dem Lehrer recht. In Dänemark gaben 91 Prozent der Schülerinnen und Schüler an, sie nutzten jeden Tag digitale Medien im Unterricht, in Deutschland waren es vier Prozent. Buchstäblich jede dänische Schule verfügt laut Icils über ein stabiles WLAN-Netz, in Deutschland liegt der Wert bei einem Viertel. Und während in deutschen Schulen sich 17 Prozent der Schüler und Lehrer über eine gemeinsame Lernplattform austauschen, sind es jenseits der Grenze 97 Prozent..."

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