Tabletklassen in Thüringen: Warum müssen Eltern die Schul-iPads ihrer Kinder selber zahlen?
"Die Tochter von MDR AKTUELL-Hörer Christian Fischer kommt mit Beginn des neuen Schuljahres in eine sogenannte Tabletklasse. In ihrer Klasse werden dafür iPads verwendet. Laut Fischer kosten diese rund 750 Euro. Fischer fragt sich deshalb, ob es dafür billigere Alternativen gebe und warum die Kosten auf die Eltern abgewälzt würden.
Christian Fischer ist ziemlich wütend: Für seine Tochter hat er das iPad gekauft, das sie in der Schule nutzen wird. Ihm gehe es nicht um die 750 Euro, sagt er, auch wenn es Eltern gebe, für die das finanziell schwer zu leisten sei.
Verordnung lässt Tablets außen vor
Das mache ihn betroffen: »Wir leben in Thüringen in einem Land, das sich beeilen muss, digital den Anschluss nicht zu verpassen. Digitale Unterrichtsmethoden sollten so forciert werden, dass wir wirklich mal nach vorne kommen, ansonsten hängen wir uns selber ab. Thüringen, das Land der Dichter und Denker, und wir bezahlen unsere iPads selbst.«
Dass die Tablets selbst bezahlt werden müssen, ergibt sich aus der Lehr- und Lernmittel-Verordnung. Dort heißt es zwar, die notwendigen digitalen Bildungsmedien würden zur kostenlosen Nutzung zur Verfügung gestellt, andererseits sind digitale Endgeräte, also auch Tablets, damit nicht gemeint.
Das sei nicht mehr zeitgemäß, sagt Christian Fischer und fordert, Schülerinnen und Schüler sollten die Tablets kostenlos bekommen.
Finanzierung über Landeshaushalt in Zukunft unklar
Gerne, wenn es nach ihm ginge, sagt Thüringens Bildungsminister Helmut Holter von der Linkspartei MDR AKTUELL, aber: »Die Frage ist, ob man das auch bei einer entsprechenden politischen Prioritätensetzung über den Landeshaushalt finanzieren kann. Das ist die Frage angesichts der Haushaltssituation, ob das im Moment möglich ist.«
In einem nächsten Schritt würde Holter mit allen bildungspolitischen Sprecherinnen und Sprechern der Parteien diskutieren, ob sie für den Doppelhaushalt 2023/24 bereit seien, diesen Weg zu gehen. Holter sagt, er sei der Überzeugung, dass Bildungsgerechtigkeit auch etwas damit zu tun habe, dass alle Schülerinnen und Schüler ein leistungsfähiges Endgerät haben. Angesichts der Pläne, für den kommenden Haushalt keine neuen Schulden aufzunehmen, dürfte diese Forderung auch für den nächsten Haushalt kaum umzusetzen sein.
Warum ausgerechnet ein iPad?
Träger des Gymnasiums in Bad Lobenstein, das die Tochter unseres Hörers besucht, ist der Saale-Orla-Kreis. Der Landkreis als Schulträger entscheidet, welche Tablets angeschafft werden. Mit den iPads fahre man unterm Strich am besten, sagt der Pressesprecher des Landratsamtes, Alexander Hebenstreit.
Lange Garantiezeiten, relativ unkompliziert in der Wartung, günstige Lern-Apps und das iPad könne noch nach dem Schulabschluss gut privat genutzt werden..."