Alarmierende Studie: Massive Probleme beim Homeschooling sind ungelöst

"Auch in der dritten Virus-Welle lernen deutsche Schulkinder kaum mehr als im Frühjahr 2020, zeigt eine Ifo-Studie. Knapp 40 Prozent haben maximal einmal pro Woche Distanzunterricht.
Seit Mitte Dezember sind die Schulen in der Corona-Pandemie wieder weitgehend geschlossen. Trotz vieler Monate Vorbereitungszeit scheint das Homeschooling nicht wesentlich besser zu funktionieren als im Frühjahr 2020, als die erste Virus-Welle die Schulen kalt erwischte.

Das zeigt eine Umfrage des Münchener Ifo-Instituts, die dem Handelsblatt vorliegt. In den Monaten Februar und März wurden demnach 2122 Eltern von Schulkindern befragt, die Ergebnisse wurden anschließend mit einer ersten Umfrage aus dem Frühjahr 2020 verglichen.

Somit ist die tägliche durchschnittliche Lernzeit zwar immerhin seit dem ersten Lockdown um eine Dreiviertelstunde auf 4,3 Stunden gestiegen – allerdings sind das noch immer drei Stunden weniger als an einem üblichen Schultag vor Coronazeiten.

»Besonders bedenklich ist, dass 23 Prozent der Kinder sich nicht mehr als zwei Stunden am Tag mit der Schule beschäftigt haben«, sagt der Leiter des Ifo-Zentrums für Bildungsökonomik, Ludger Wößmann.

Immerhin: Zumindest ein Viertel der Schüler hatte zuletzt täglich gemeinsamen Unterricht mit der ganzen Klasse, etwa per Video. Im Frühjahr 2020 waren das lediglich sechs Prozent. Noch immer erhalten 39 Prozent der Schüler und Schülerinnen jedoch maximal einmal pro Woche Videounterricht, müssen also fast ausschließlich alleine zu Hause lernen.

Laut der Studie unterscheidet sich der Online-Unterricht zudem je nach Schulformen deutlich: Von den Gymnasiasten hatte mehr als ein Drittel der Schüler täglichen Online-Unterricht, an anderen weiterführenden Schulen waren es gerade einmal 31 Prozent. Bei den Grundschülern hatten nur 15 Prozent täglichen Unterricht.

Höchstens einmal pro Woche Online-Unterricht bekamen 58 Prozent der Grundschüler, 20 Prozent der Gymnasiasten und 30 Prozent der Schüler an anderen weiterführenden Schulen. 

Konzepte zum Distanzunterricht »nicht gelungen« 
Insgesamt denkt eine Mehrheit von 59 Prozent der Eltern, dass ihr Kind während der Schulschließungen Anfang 2021 viel weniger gelernt hat als sonst. Dieser Wert unterscheidet sich nur leicht vom Frühjahr 2020. Dass die Kinder zu Hause »viel mehr« oder »eher mehr« lernen, denkt lediglich ein Fünftel der Eltern.

»Insgesamt gibt es also weiter massive Lernzeitverluste«, erklärt Ifo-Bildungsökonom Wößmann. Die Verluste seien vermutlich auch noch deutlich größer, als die geringere Lernzeit vermuten lässt: Denn die meisten Eltern meinen, das die Kinder zu Hause weit weniger effektiv lernen. Jedes zweite Kind hat demnach zu Hause Konzentrationsschwierigkeiten..."

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