Die „längste“ Schule Kölns ist fertiggestellt - Neue Räume für 1.400 Schüler*innen sowie die 110 Lehrkräfte

Der erste Bauabschnitt für eines der wichtigsten Schulbauprojekte im rechtsrheinischen Köln ist fertiggestellt. Unter Leitung der städtischen Gebäudewirtschaft wurde der Schulbau durch die »Arge Neubau WBG Köln« relisiert. Der architektonische Entwurf stammt von dem Büro Hahn Helten & Assoziierte Architekten GmbH. Das Gebäude ist fertig gebaut, nun folgen Nacharbeiten und kleinere Mängelbeseitigungen sowie die Einrichtung mit Ausstattung und Möbelierung. Auch hier erfolgen Lieferungen pandemiebedingt verzögert.

Während der Bauarbeiten lief der Schulbetrieb mit 1.400 Schülerinnen und Schülern sowie rund 110 Lehrkräften im benachbarten Altbau weiter, in dem die Schule auch noch bis zum Umzug in ihre neuen Räumlichkeiten verbleibt. Eine Schule dieser Größenordnung kann wegen des erheblichen Volumens und der erforderlichen Logistik nicht im laufenden Betrieb umziehen, dies muss daher innerhalb von Schulferien geschehen.

Beschlossen wurde der Neubau durch den Rat der Stadt Köln im September 2017. Nur wenige Wochen später, im Oktober 2017, war Baubeginn für die zunächst notwendigen Teilabbrüche am Verwaltungstrakt und an der Turnhalle. Dass das Bauvorhaben so schnell voranging, war durch die Vergabe an einen Generalunternehmer möglich. Der Rat der Stadt Köln hatte Planungs- und Baukosten für den Neubau der Schule und der Sporthalle in Höhe von rund 112,3 Millionen Euro bewilligt. Darin enthalten sind rund 60 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket III. Im Zuge des Neubaus wurde die Zügigkeit in der Sekundarstufe I von vier auf sechs erhöht.

Das neue Schulgebäude mit einem zunächst noch provisorischen Schulhof ist neben dem Bestandsgebäude aus dem Jahr 1973 entstanden. Mit rund 200 Metern Länge, ganz genau sind es 192,75 Meter, gilt die Willy-Brandt-Schule als »längste Schule Kölns«. Nach dem Umzug der Schule folgen noch drei weitere Bauabschnitte: Zunächst werden die restlichen alten Schulgebäude zurückgebaut und die neue Sechsfach-Sporthalle mit Parkplatz errichtet. Anschließend folgen der Abriss der alten Sporthalle und die Neugestaltung der Außenanlagen. 

Die Willy-Brandt Gesamtschule verfolgt seit ihrer Gründung 1975 das pädagogische Konzept der Jahrgangscluster. 12 bis 15 Lehrkräfte bilden mit ihren vier bis sechs Jahrgangsklassen innerhalb der großen Schule je eine kleine, überschaubare Schuleinheit (Cluster/Gruppe). Dies spiegelt sich auch in der Gebäudekonzeption wider. Realisiert wurde ein lineares Lernhaus, das mit innenliegenden Lichthöfen als so genannter »Lernboulevard« dient. Jeweils zwei Jahrgangsgruppen werden in den vier Trakten untergebracht und je einen eigenen Außenzugang erhalten. 

Erschlossen wird der Neubau über das großzügig gestaltete und lichtdurchflutete Foyer mit Freitreppe, die auch zum Sitzen einlädt. Der »Lernboulevard« bietet viel Raum für Begegnungen der Gruppen und für die Sonderräume und Fachklassen. Zudem sind eine Bibliothek und ein Selbstlernzentrum entstanden. Am nördlichen Ende der neuen Schule schließt sich ein freistehender Solitärbau an, in dem das Pädagogische Zentrum (PZ), die Mensa und der Lehrerbereich untergebracht sind. Das PZ mit Bühne und Raum für bis zu 800 Personen dient auch dem überregional bekannten Schulzirkus »Radelito« als Spielstätte und wird im Erdgeschoss des Solitärs eingerichtet. Ein weiterer Baukörper, der auch als Forum dient, verbindet diese beiden Baukörper über die Geschosse hinweg. Diese „Klammer« bildet die gemeinsame Mitte der Schule als Treffpunkt und Ort der Kommunikation.

Das Schulgrundstück wird von den Straßen Im Weidenbruch im Norden, dem Thuleweg sowie der Lückerather Straße im Südwesten sowie der Straße Auf dem Flachsacker im Osten begrenzt. Es liegt am Rande eines Wohngebietes in direkter Waldlage. Das neue Hauptgebäude liegt parallel zur Grundstücksgrenze im Zwischenraum von Wohngebiet und Bestandsschule. Der dreigeschossige Schulbau bildet damit auch einen Lärmschutz für die Anwohner, da der Schulhof künftig dahinter liegt.

Zum neuen Konzept gehören auch ein Schulgarten, ein grünes Klassenzimmer sowie eine »Waldagora« als Versammlungs- und Lernort unter den Aspekten Umweltpädagogik und Klimaschutz. Die neue Schule wurde, wie es zugunsten des Klimaschutzes bei nahezu allen städtischen Schulneubauten Standard ist, in Passivhausbauweise errichtet. Dazu gehören eine sehr gute Wärmedämmung, spezielle Fenster mit Dreifachverglasung, Lüftungsanlage für zusätzliche Frischluftzufuhr sowie Wärmerückgewinnung, hohe Luftdichtheit und eine weitgehende Wärmebrückenfreiheit. 

Passiv heißt die Bauweise deshalb, weil der überwiegende Teil des Heizwärmebedarfs aus »passiven« Quellen wie Sonneneinstrahlung, Abwärme von Personen und technischen Geräten gedeckt und für nur noch einen sehr geringen Teil eine zusätzliche Beheizung erforderlich wird.

Die besondere Vergabeform an einen General- oder Totalunternehmer (GU/TU) bringt für die Stadt einige Vorteile: Der öffentlichen Bauherrin Stadt Köln bleibt eine zeitlich sehr aufwändige sowie terminlich wie kostenriskante Vergabe nach Einzelgewerken erspart. Die städtische Gebäudewirtschaft übernimmt die Leitung und das Controlling der Leistungen, sondiert den Markt, bereitet Ausschreibungen vor, regelt alles Vertragliche, definiert die Grundlagen und koordiniert fortlaufend ämterübergreifend bis zur Fertigstellung und darüber hinaus. Zur Unterstützung der Gebäudewirtschaft wurde ein externer Projektsteurer beauftragt. Auch nach der Vergabe an einen GU oder TU ist und bleibt die Gebäudewirtschaft weiterhin Herrin des Verfahrens, Kontrollinstanz sowie Eigentümerin der Objekte. Bei Projekten mit einem GU übernimmt dieser, nach den sehr umfangreichen vorbereitenden Planungsarbeiten unter der Leitung der Gebäudewirtschaft sämtliche Bauleistungen.