Schulen im Corona-Modus - NRW verbietet Schichtunterricht in Solingen

"Die Kultusministerien tun sich schwer damit, Konzepte für krisentauglichen Unterricht zu entwickeln. Die Stadt Solingen will nun zeigen, wie digitaler Wechselunterricht geht – und wird von der Landesregierung zurückgepfiffen.
Ein Inzidenzwert von rund 283 Neuinfektionen pro Woche auf 100.000 Einwohner, dazu eine klare Empfehlung des Robert Koch-Instituts (RKI): Als die Stadtverwaltung Solingen am vergangenen Donnerstag die aktuellen Infektionszahlen für ihren Ort sah, fasste sie einen Plan.

Ab Mittwoch und zunächst bis Ende November sollte nur noch die Hälfte der älteren Schülerinnen und Schüler in Solingen in die Klassenzimmer kommen – der andere Teil würde parallel über das Netz unterrichtet. Nur Jugendliche in den Abschlussklassen, Grund- und Förderschüler sollten weiter komplett in den Unterricht kommen – »vorerst«. So steht es in der "Allgemeinverfügung" zur Corona-Vorsorge, die die Stadtspitze am Freitag veröffentlichte.

Eine »außergewöhnliche« Maßnahme wäre das gewesen, sagt Schuldezernentin Dagmar Becker, mit dem klaren Ziel, die Schulen für die rund 20.000 Solinger Schülerinnen und Schüler offenzuhalten. Der Plan folgte den RKI-Empfehlungen, nach denen bereits ab einem Inzidenzwert von 50 eine generelle Maskenpflicht im Unterricht und verkleinerte Lerngruppen eingeführt werden sollten, »durch Teilung oder Wechselunterricht«. Die Kultusministerien ignorieren diese Empfehlungen bisher weitestgehend – Solingen wollte jetzt zeigen, dass es anders geht.

Rote Karte aus Düsseldorf 
Doch diese Pläne hat die nordrhein-westfälische Landesregierung am Dienstagnachmittag kassiert. Per Erlass hat das Gesundheitsministerium in Düsseldorf die Stadt angewiesen, ihr Konzept nicht umzusetzen – auf Verlangen des NRW-Schulministeriums. Das hatte bereits zuvor kräftig auf die Bremse getreten. Man müsse erst einmal prüfen, ob das Solinger Wechselunterrichts-Modell den rechtlichen Vorgaben entspreche und mit Blick auf das Infektionsgeschehen in der Stadt angemessen sei, hatte das FDP-geführte Ministerium seit Freitag wiederholt mitgeteilt. Ausgerechnet jenes Ministerium, dessen Chefin Yvonne Gebauer 2017 mit dem Spruch »Digital first, Bedenken second« in den Landtagswahlkampf gezogen war..."

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