Digitalisierung an Schulen: "Wir haben einen unglaublichen Schub erlebt"

"Was Ausstattung und Glasfaserausbau angeht, befindet sich Heidelberg »an der Spitze«. Das Amtsleiter-Doppelinterview.
Im März 2020 traf es die Schulen eiskalt: Der erste coronabedingte Lockdown samt Schulschließung und Fernunterricht offenbarte, wie viel Nachholbedarf es deutschlandweit in Sachen Digitalisierung an Schulen gibt. Heute, eineinhalb Jahre danach, hat sich viel bewegt. Doch welche Schwächen in der Schuldigitalisierung hat die Pandemie offengelegt? Was hat sich verbessert? Und was muss noch getan werden? Stephan Brühl, Leiter des Amts für Schule und Bildung, und Manfred Leutz, Leiter des Amts für Digitalisierung und Informationsverarbeitung, ziehen im RNZ-Interview Bilanz. 

Herr Brühl, Herr Leutz, bei unserem letzten Gespräch zum Thema Schuldigitalisierung vor gut einem Jahr war gerade der erste Lockdown mit Heimunterricht überstanden. Zwischenzeitlich liegt ein zweiter hinter uns – mit Fernlernen, Hybrid- und Wechselunterricht. Wie stehen die Heidelberger Schulen in Sachen Digitalisierung da? 
Brühl: Im interkommunalen Vergleich sind wir sehr gut aufgestellt. Gerade, was die Ausstattung der Schulen mit Endgeräten – also PCs, Laptops und Tablets – betrifft, haben wir während der Pandemie einen unglaublichen Schub erlebt. Das Gleiche gilt für die personelle Aufstellung im Bereich der Schul-IT. Doch auch inhaltlicher Art, im Hinblick auf digitalen Unterricht, sind wir in eine vor der Pandemie kaum vorstellbare Entwicklung eingetreten, sodass wir heute auf allen Feldern wirklich gut dastehen. 

Was die Ausstattung betrifft: Wie viele Endgeräte gibt es mittlerweile an Heidelberger Schulen? 
Leutz: Aktuell betreut die Stadt an den 35 städtischen Schulen insgesamt rund 9100 Endgeräte – vor einem Jahr waren es knapp 4600. Die größte Steigerung hatten wir im Bereich der mobilen Endgeräte – nämlich eine Verfünffachung der Geräte. Das ist natürlich den vielen Förderprogrammen von Bund und Land zu verdanken, die während der Pandemie aufgelegt worden sind. 

Wie viele Gelder flossen denn von Bund und Land nach Heidelberg? 
Leutz: Noch bis 2024 profitiert die Stadt vom »Digitalpakt Schule« des Bundes mit einer Förderung von rund 6,7 Millionen Euro vor allem für bauliche Infrastrukturmaßnahmen. Aus dem Sofortausstattungsprogramm für Schülerendgeräte flossen zudem rund 1,4 Millionen Euro nach Heidelberg, aus dem Ausstattungsprogramm für Lehrerleihgeräte etwa 750.000 Euro.

Brühl: Wir haben die Gelder immer sehr schnell abgerufen und haben alles sehr früh bespielt: Als andere noch diskutiert haben, hat unsere Schul-IT schon die Geräte bestellt. Das lief wirklich hervorragend.

Leutz: In diesem Zusammenhang muss man auch dem Gemeinderat danken, der alles, was wir gemacht haben, immer sehr unterstützt hat.

Ein großes Problem im vergangenen Jahr war die Betreuung der vielen neuen Endgeräte. Gibt es zwischenzeitlich genug Personal in der Schul-IT? 
Leutz: Tatsächlich war die Personalsuche in diesem Bereich ein zäher und aufwändiger Prozess, da die Nachfrage so groß und passende Bewerberinnen und Bewerber schwer umkämpft sind. Am 15. August stellen wir den letzten Mitarbeiter ein, der als Schul-IT-Manager arbeiten wird. Damit haben wir dann zehn Schul-IT-Manager vor Ort, die mit weiteren 7,2 Stellenanteilen aus dem Team des Amtes für Digitales und Informationsverarbeitung unterstützt werden und sich etwa um Verkabelung oder Netzwerke kümmern.

Brühl: Das ist eine äußerst beeindruckende Entwicklung. Als ich vor zwölf Jahren bei der Stadt angefangen habe, war die Schul-IT ein Ein-Mann-Betrieb und wurde gerade zum Zwei-Mann-Betrieb ausgebaut.

Schul-IT-Manager: Was genau ist deren Aufgabe? 
Leutz: Die Schul-IT ist für die direkte Betreuung der Schulen verantwortlich und steht bereit, sollte es vonseiten der Schulen akute Probleme mit Geräten geben. Alle Lehrerinnen und Lehrer haben die Nummer unserer Hotline, die sie im Zweifelsfall wählen können.

Brühl: Und das wird auch sehr gut angenommen. Wir bekommen die Rückmeldung von Schulen, dass Lehrkräfte es sehr wertschätzen, wie intensiv die Betreuung ist. Auch im interkommunalen Vergleich sind wir hier an der Spitze..." 

Zum Interview der Rhein-Neckar-Zeitung.