Volkshochschul-Angebot "Stadt Land Datenfluss": Wie eine Weiterbildungs-App die Deutschen fit fürs Digitale machen soll
"Grundkurs Digitalisierung: Eine neue App bietet Nachhilfe in Datenkompetenz. Kritiker:innen aber zweifeln am Nutzen des Angebots.
Die meisten Deutschen besitzen inzwischen ein Smartphone, längst nicht mehr nur jüngere Menschen. In der digitalisierten Welt wird es immer wichtiger. Zunehmend sollen auch Behördengänge mobil erledigt werden können. Noch aber ist die deutsche Verwaltung wenig digital. Und auch unter Bürger:innen gibt es Nachholbedarf: Wer nicht zur Generation der »Digital Natives« gehört, muss sich nicht nur mit der Bedienung von Smartphones vertraut machen. Man sollte auch wissen, welche Informationen das Gerät bei der Nutzung mit welchen Dritten austauscht.
Denn wir geben viel Preis über unser Verhalten, unseren Aufenthaltsort und unsere Vorlieben, teils ohne das zu merken. Um spielerisch ein Verständnis für die Rolle von Daten in unserem Alltag zu vermitteln, hat die Bundesregierung vor kurzem ein neues Weiterbildungsangebot gestartet, Bundeskanzlerin Angela Merkel ist Schirmherrin des Programms.
Die App mit Namen »Stadt Land Datenfluss«, die von den Volkshochschulen in Zusammenarbeit mit Expert:innen entwickelt wurde, steht seit Ende Februar zum Download bereit. Wer kein Smartphone hat, kann den Kurs auch am Rechner oder am Tablet machen. Dafür gibt es eine weniger spielerisch aufgemachte Kurs-Version im sogenannten KI-Campus, einer vom Bundesbildungsministerium geförderten Lernplattform.
Datenkompetenz für alle – das ist ein Ziel der Bundesregierung in ihrer vor kurzem veröffentlichten Datenstrategie. »Data Literacy« lautet der Fachbegriff dafür, er kann etwa mit Medienkompetenz in der digitalen Welt gleichgesetzt werden. »Wir alle nutzen täglich digitale Daten und hinterlassen Datenspuren im Netz«, sagt etwa Digital-Staatsministerin Dorothee Bär (CSU).
»Allerdings fehlt oftmals der kompetente Umgang mit den Daten und digitalen Anwendungen.« Deshalb brauche es Bär zufolge ein »Grundverständnis für digitale Angebote« in der Bevölkerung.
Mit Quizfragen zu mehr Datenkompetenz
Dafür gibt es nun zum Beispiel die App. »Stadt Land Datenfluss« ist als virtuelle Stadt angelegt, die um eine Wissensbasis – eine Volkshochschule – herum aufgebaut ist. In diesem Bereich können Nutzer:innen Quizfragen zum Thema Daten beantworten.
Auf den angrenzenden Feldern, die sich an den Lebensbereichen Gesundheit, Mobilität und Arbeit orientieren, können vertiefende Lektionen durchgespielt werden: Wie funktioniert eine Smartwatch, welche Informationen über mich sammelt und teilt sie? Wie kommunizieren Ampel und Fahrzeuge in der vernetzten Stadt miteinander? Wie sicher sind Videokonferenzen, die im Zuge der Pandemie eine wichtige Rolle im gesellschaftlichen Leben eingenommen haben? Was ist Phishing?
Auf dem Spielplatz in der virtuellen Stadt können die gesammelten Wissenspunkte eingetauscht und damit Spiele freigeschaltet werden.
»Als ob man in einem fremden Land mit einer fremden Währung an der Supermarktkasse stehe«
»Datenkompetenz ist so wichtig wie Rechnen, Lesen und Schreiben«, sagt die Direktorin des Volkshochschulenverbands, Julia von Westerholt, deren Team die App entwickelt hat. Sie glaubt, dass viele sich in der digitalen Welt noch verloren fühlen. Das sei in etwa so, als ob man in einem fremden Land mit einer fremden Währung an der Supermarktkasse stehe.
Man habe kein Gespür dafür, wie viel diese Währung wert sei und was man sich dafür kaufen könne. »Wir wollen den Menschen mit der App Handlungssicherheit in der digitalen Welt vermitteln«, sagt sie.
Um dieses Ziel zu erreichen, haben die Volkshochschulen mit Katharina Schüller zusammengearbeitet, der Gründerin des Data-Analytics-Unternehmens Stat-Up aus München. Sie war für die Konzeption des Curriculums der App zuständig. »Wir wollen keine Data Scientists – also Experten für Datenanalyse – ausbilden, sondern Datenkompetenzen als Teil der Allgemeinbildung etablieren.«
Deswegen zeige die App spielerisch, welche Risiken es gibt, aber vor allem welche Chancen. »Damit die Bürgerinnen und Bürger souverän mit ihren Daten umgehen können«, so Schüller.