Umfrage unter Lehrkräften: 95 Prozent geimpft. Nur wenige Klassenräume mit Luftfiltern
"Fast alle Lehrerinnen und Lehrer in Deutschland sind einer Umfrage zufolge vollständig gegen Corona geimpft. 95 Prozent der Lehrkräfte hatten demnach bereits Ende September eigenen Angaben nach den vollständigen Impfschutz gehabt, wie eine repräsentative Forsa-Befragung im Auftrag der Robert Bosch Stiftung ergab, die am Mittwoch veröffentlicht wurde.
63 Prozent der Lehrkräfte halten der Umfrage zufolge die aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen an den Schulen für ausreichend. Allerdings fand die Erhebung Ende September statt, als in den meisten Bundesländern die Maskenpflicht im Unterricht noch galt – und die Infektionszahlen in Bayern, Thüringen und Baden-Württemberg noch nicht explodiert waren.
Breite Unterstützung finden zu diesem Zeitpunkt gleichwohl auch zusätzliche Schutzmaßnahmen: Zwei Drittel der Lehrerinnen und Lehrer wären danach auch für die Einführung einer Impfpflicht für Lehrkräfte und anderes Personal an Schulen. Fast drei Viertel sprechen sich für die Anschaffung von mehr Luftfiltergeräten für Unterrichtsräume aus. Solche Geräte kommen der Umfrage zufolge derzeit an etwa einem Viertel der Schulen zum Einsatz – was aber noch lange nicht bedeutet, dass die Geräte dort auch in jedem Klassenraum stehen.
»An meiner Schule wurde seit März 2020 einiges im Hinblick auf digitale Lernformate umgesetzt«
Am besten ausgestattet mit Luftfiltern sind Grundschulen, dort stehen sie im Durchschnitt in immerhin fast jedem fünften Klassenraum, in den anderen Schulformen liegt der Anteil der Unterrichtsräume, die mit Luftfiltergeräten ausgestattet sind, zwischen 8 und 10 Prozent. Darüber hinaus werden regionale Unterschiede deutlich: Während in Bayern in 40 Prozent der Schulen Luftfilter bereits im Einsatz sind, haben in Nordrhein-Westfalen lediglich 15 Prozent der Schulen solche Geräte und in Ostdeutschland sogar nur 8 Prozent.
Die Mehrheit der Befragten (71 Prozent) ist der Ansicht, dass im vergangenen Schuljahr 2020/2021 im Vergleich zur Zeit vor Corona »weniger« oder sogar »deutlich weniger« Schülerinnen und Schüler die Lernziele erreicht haben. Etwa die Hälfte der Lehrkräfte gibt an, dass an ihrer Schule auf zusätzliches Personal zurückgegriffen wird, um Lernrückstände der Schüler auszugleichen – etwa Lehramtsstudierende, pensionierte Lehrkräfte, Eltern oder auch Nachhilfeinstitute.
Die meisten Befragten sind laut Umfrage davon überzeugt, dass sich gerade mit Blick auf die digitale Entwicklung ihrer Schule während der Pandemie viel getan hat. So bejahen 86 Prozent der Befragten die Aussage: »An meiner Schule wurde seit März 2020 einiges im Hinblick auf digitale Lernformate umgesetzt, was ohne die Schulschließungen vermutlich später oder gar nicht umgesetzt worden wäre.«
Unklar bleibe allerdings, wie nachhaltig jene Veränderungen sind, die gezwungenermaßen an den Schulen umgesetzt wurden. Die befragten Lehrkräfte seien sich auch eineinhalb Jahre nach Beginn der Corona-Krise in dieser Frage uneinig. 43 Prozent gehen davon aus, dass die Pandemie auch langfristig zu positiven Veränderungen an ihrer Schule führen wird. Knapp die Hälfte glaubt hingegen, dass ihre Schule nach der Pandemie schnell wieder zu alten Routinen und Lernformaten zurückkehren wird.
»Die Corona-Krise hat die Kinder und Jugendlichen am schlimmsten getroffen, die ohnehin schon Probleme hatten«
»Dass sich die Lehrkräfte ihrer Verantwortung in der Pandemie bewusst sind und mit einer Impfung sich und ihr Umfeld an den Schulen schützen, war selbstverständlich«, so kommentiert Jürgen Böhm, Bundesvorsitzender des Deutschen Realschullehrerverbands (VDR) die Umfrage. Er weist auf einen weiteren Befund hin: Die Lehrkräfte schätzen den Anteil der Kinder mit deutlichen Lernrückständen auf durchschnittlich 33 Prozent ..."