Lernen mit der digitalen Tafel

"Weil viele Kurse ausgefallen sind, fehlen der Münchner Volkshochschule neun Millionen Euro. Viele Dozenten klagten über finanzielle Verluste. Doch es geht aufwärts. Für das kommende Semester gibt es Onlinekurse und Präsenzlehre.
Corona reißt auch bei der Münchner Volkshochschule (MVHS) finanzielle Löcher: Wegen der ausgefallen Kurse fehlen neun Millionen Euro Teilnehmerbeiträge in der Kasse. Dieses Defizit sei aber »nicht existenzbedrohend«, da die Stadt zugesichert habe, mehrere Millionen Euro abzufedern, versichert MVHS-Managementdirektor Klaus Meisel. Außerdem sei man bereits in Kurzarbeit und versuche, den finanziellen Schaden so gering wie möglich zu halten. Im Wintersemester 2021 strebt Meisel aber wieder schwarze Zahlen an; er selbst geht Ende Oktober dieses Jahres in den Ruhestand.

Besonders schwierig ist es vor allem aber seit Beginn der Pandemie für die Dozenten. Bei vielen brach der Verdienst ein, weil Kurse ausgesetzt oder ganz abgesagt wurden, manchen fiel auch der Umstieg in die virtuelle Welt nicht leicht. »Mir hat die technische Umstellung einige graue Haare beschert«, sagt Dorothee Prenissl, die in der VHS Deutsch als Fremdsprache unterrichtet. Sie hat sich einen neuen Computer angeschafft, diesen und die Videokonferenzplattform einzurichten, sei eine Herausforderung gewesen, resümiert sie. Und fügt gleich an: »Ohne meinen technik-affinen Ehemann hätte das nicht geklappt.«

Auch einige ihrer Kursteilnehmerinnen und -teilnehmer müssen technische Hürden nehmen: Denn viele verfolgten den Kurs mit dem Handy, andere verlören die Internetverbindung oder würden einfach abgelenkt. »Das macht es schwer, mehr als zwölf Leute gleichzeitig bei Laune zu halten«, sagt Prenissl. Andrej Murašov, ebenfalls Dozent für Deutsch als Fremdsprache, fühlte sich in der digitalen Welt schon vorher wohl, viel Zeit habe ihn die Umstellung daher nicht gekostet, sagt er. Nach den Osterferien »ging alles ganz schnell und wir konnten online weitermachen«. Seine Art des Unterrichtens allerdings haber er schon verändern müssen, erklärt der Literaturwissenschaftler: »Gruppenarbeiten funktionieren auf dem Bildschirm einfach nicht so wie in Präsenz.« Vieles habe sich verschriftlicht, über die Chat-Funktion der Videokonferenzplattform oder eine digitale Tafel, an die alle etwas schreiben können. Dorothee Prenissl bedauert, dass das Sprechen zu kurz komme, da Aussprachekorrektur durch schlechte Tonqualität und fehlende Gruppenarbeiten schwierig sei. Besonders die schwächeren Schüler blieben deswegen zurück, erzählt sie. »Online ist es sehr schwer, sie dann aufzufangen«..."

Zum Artikel der Süddeutschen Zeitung.