Gewalt und Pornos auf Schüler-Handys: Polizei-Kampagne klärt auf

"Gewaltvideos, Rassismus und pornografische Bilder: Viele Kinder sind bereits früh damit konfrontiert. Über die Smartphones von Gleichaltrigen gelangen die Filme und Fotos in die Kinderzimmer. Die bayerische Polizei steuert mit einer Kampagne dagegen.
Es geht schon im Grundschulalter los. Denn Selbst Kinder unter zehn Jahren haben häufig bereits ein Smartphone und können damit zu Opfern von Gewalt und Pornografie im Netz werden. Genauso werden Kinder aber auch häufig schon zu Tätern, indem sie leichtfertig gewaltverherrlichende Videos, volksverhetzende Inhalte oder pornografische Bilder weiterleiten. Die Eltern bekommen davon oft nichts mit.

Elternbriefe, virtuelle Elternabende und Unterrichtsbesuche 
Für 2020 meldet die bayerische Polizei mehr als 4.000 Straftaten allein bei der Verbreitung pornografischer Schriften. Das sind mehr als doppelt so viele wie noch im Jahrdavor. Um gegenzusteuern hat das bayerische Landeskriminalamt (BLKA) jetzt dazu die Präventionskampagne »DEIN Smartphone – DEINE Entscheidung« gestartet. Schülerinnen und Schüler, aber auch Eltern und Lehrer sollen auf die vielfältigen Gefahren im Netz hingewiesen werden. Mit Elternbriefen, realen und virtuellen Elternabenden sowie Unterrichtsbesuchen von Polizisten. Sobald der Lockdown beendet ist, kommen die Beamten in die Schulen. Jede Dienststelle in Bayern hat einen Schulverbindungsmann bzw. eine Schulverbindungsfrau.

Ziel der Kampagne: Kritisch im Netz unterwegs sein 
Der Lockdown habe die Lage noch verschärft, stellt das BLKA fest. In Zeiten, in denen nur Homeschooling und kein Treffen mit Freunden möglich seien, surften Kinder und Jugendlichen viel zu oft gutgläubig im Internet, leiteten unachtsam pornografische Bilder und Gewaltvideos weiter.

»Vielen ist gar nicht bewusst, dass sie damit eine Straftat begehen.« Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU).

Tatwaffe ist meist das Handy. Hermann beobachtet die Entwicklung mit Sorge. »Es ist zum einen notwendig, mit den eigenen Daten sehr vorsichtig umzugehen und sich genau zu überlegen, wem gebe ich was von mir preis. Zum anderen ist es wichtig, dass man sich Inhalte, die andere verbreiten, kritisch anschaut, dass man nicht einfach aufs Knöpfchen drückt und sie weiterverbreitet.« Sein Appell: Genau anschauen, schnell löschen, wenn es pornografisch, volksverhetzend oder rassistisch ist, und sich kritisch auseinandersetzen mit dem, was im Netz unterwegs ist.

Smartphone ist kein sicherer virtueller Raum 
Ein erschreckendes »Aha«-Erlebnis befürchtet Polizist Michael Weinzierl bei vielen Eltern, wenn sie erfahren würden, was ihre Kinder auf den Handys treiben. Weinzierl ist Leiter der bayerischen Kriminalprävention beim BLKA und hat die Präventionskampagne mitentwickelt. Immer wieder teilten Jugendliche gewaltverherrlichende Videos wie Verkehrsunfälle, stellt er fest. »Da ist dann dieses schaurige Kribbeln«, sagt Weinzierl.

»Das Smartphone wird immer noch von vielen, auch von Erwachsenen, als sicherer virtueller Raum wahrgenommen. Nach dem Motto: wenn ich in meinem Kinderzimmer am Handy bin, ist ja die Tür zu und dann kriegt es keiner mit,« Michael Weinzierl, BLKA.

Da sei ein Dilemma, so der BLKA-Mann. Die digitale Kompetenz müsse wie das Radfahren erworben werden. Da müsse die Polizei helfen und begleiten..."

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