Digitales Lernen im Ausland: Der Blick über den Zaun
Herausforderungen an das Bildungssystem zeigen sich derzeit in nahezu allen Ländern. In Deutschland soll der Digitalpakt dabei helfen, die Herausforderungen der Digitalisierung zu meistern. Aber wie läuft das in anderen Ländern? Hier erfahren Sie, mit welchen Bildungsprogrammen Österreich, die Vereinigten Arabischen Emirate und China ihren Weg zur Schulreform finden.
Jeder Mensch hat eigene Herangehensweisen und Vorlieben, Wissen zu erwerben, Kompetenzen aufzubauen und Lernerfahrungen zu machen. Wie gelingt es im institutionalisierten Lernen, das Individuum zu begreifen und zu begeistern, zu fordern und zu fördern? Worauf bereitet Lernen vor? Wie wird das Gelernte anwendbar und übertragbar? Sicherlich kaum durch eine Vereinheitlichung des Lernens im Gleichschritt. Individualisierte Lernangebote, die es ermöglichen, eigene Stärken zu erkennen und individuelle Kompetenzstufen zu erreichen, öffnen neue Wege zu sinnstiftenden Lernerfahrungen, zum Erhalt von Neugier und Kreativität, zu Kommunikationsfähigkeit und zum Arbeiten in Teams. Lernende und Lehrkräfte benötigen hierbei Unterstützung durch moderne, zukunftsweisende Lehr- und Lernwerkzeuge.
Österreich – Vom EduHi zu digi.komp
Wissensmanagement in Form digitaler Datenablage – mit dem Education Highway (EduHi) begann bereits 1985 die Digitalisierung von Lerninhalten in Österreich. Die ersten Laptopklassen wurden im Schuljahr 2003/2004 als E-Learning-Klassen im österreichischen Eisenstadt eingeführt. In den folgenden Jahren wurde in Österreich die Herangehensweise an modernen Unterricht mit zukunftsweisenden Lernwerkzeugen verfeinert, untersucht und verbessert. Seit dem Schuljahr 2018/2019 wird in Österreich flächendeckend gemäß »digi.komp: Digitale Grundbildung in allen Schulstufen« gelernt. Im Vordergrund stehen Kompetenzen, die bei der Nutzung digitaler Technologien Anwendung finden:
- Informationstechnologie,
- Mensch und Gesellschaft,
- Informatiksysteme,
- Anwendungen und Konzepte.
Regelmäßiger Austausch als Erfolgsfaktor
Parallel können Schulen sich bei »eEducation Austria: Digitale Schulentwicklung« einschreiben, um Unterstützung beim Einsatz digitaler Medien im täglichen Unterricht zu erhalten. Mit »digi.check« werden Lernende und Lehrkräfte bei der Planung und beim Aufbau des persönlichen Kompetenzportfolios betreut und Kompetenznachweise und Zertifizierungen angeboten.
Erfolgsfaktoren von Schulreformen in Österreich liegen im regelmäßigen Austausch von Lernenden, Lehrkräften, Schulleitung, dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung sowie in solide geplanten Projekten, bei denen ausprobiert und Rückmeldungen gegeben werden dürfen. Der Weg der Schulreform hat sich über die digitale Bibliothek von Lerninhalten grundlegend zu einer Kompetenzorientierung weiterentwickelt. Lernende und Lehrkräfte stehen im Zentrum und werden von vielfältigen modernen Werkzeugen und Lernräumen unterstützt.
Vereinigte Arabische Emirate – Inklusion und Wertschätzung des Individuums
Im Jahr 2012 begann die Bildungsreform der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) mit dem »Mohammed Bin Rashid Smart Learning Programme«: Bildung mit modernen Lernwerkzeugen basierend auf Inklusion und der Wertschätzung des Individuums. Erste Erfahrungen mit mobilen Lerngeräten mündeten in die Erkenntnis, dass modernere, die Fähigkeiten des Individuums adressierende Lerninhalte und Lernwerkzeuge benötigt werden. Die Sichtung von Schulbüchern aus der ganzen Welt lieferte ferner die Erkenntnis, dass eine Kombination attraktiver traditioneller Lerninhalte wie Text und Bild nicht ausreicht, sondern dass möglichst viele persönliche Lernerfahrungen gemacht werden sollten. Beim sozialen Lernen im Klassenzimmer sollen mobile Lernwerkzeuge helfen, alle Schülerinnen und Schüler der Klasse in den Unterricht einzubeziehen.
Individuelle Förderung
Ergänzend finden unter anderem interaktive virtuelle Lernreisen statt – beispielsweise zum Verständnis der Funktionsweise des menschlichen Herzens oder zur Erkundung von Baudenkmälern in anderen Ländern. Kernmerkmal der Bildungsreform und damit der Nutzung moderner Technologien ist das Bestreben, die einzelnen Schülerinnen und Schüler gemäß ihren jeweiligen Fähigkeiten zu fördern und zu stärken sowie gleichzeitig Verständnis für andere zu vermitteln und gegenseitige Hilfe selbstverständlich werden zu lassen. Seit dem Jahr 2017 ist das Smart Learning Programme in allen staatlichen Schulen der VAE eingeführt. Die Zusammenarbeit zwischen den Bildungsministerien der sieben Emirate und die Investition von 25 Prozent der Gesamthaushaltsausgaben der VAE in Bildung hat gewiss erheblich zum Erfolg der Bildungsreform und zum Aufbau ganzer Bildungsregionen (z. B. University City in Sharjah) in den Emiraten beigetragen.
China – auf dem Weg zu personalisiertem Lernen durch künstliche Intelligenz...
Quelle: Friedrich-Verlag.de, Autorin: Sabine Huber