Bayern: Digitaler Wandel fordert Schüler und Lehrer
An der IT-Ausstattung mangelt es in den Schulen im Landkreis Erding nicht. Dennoch ist die Digitalisierung weiterhin eine große Aufgabe. Einen Mehrwert hat die Technik aber nur mit einem schlüssigen pädagogischen Konzept. »Wir sind hier oft auch noch Lernende«, gibt eine Direktorin zu.
Die Gestaltung des digitalen Wandels an den Schulen ist eine der großen Zukunftsaufgaben in der Bildungspolitik. Eine Herausforderung besteht dabei darin, eine zeitgemäße und pädagogisch begründete IT-Ausstattung in Form von Laptops, Tablets, Whiteboards, Dokumentenkameras und entsprechendem Wlan an allen Schulen zu gewährleisten – und sie im Schulalltag passend einzusetzen.
Mit dem »DigitalPakt Schule 2019 bis 2024« wurde schon vor der Pandemie der Grundstein für die technische Ausstattung gelegt. Insgesamt stellten Bund und Freistaat mehr als eine Milliarde Euro bereit. Die Weichen sind mittlerweile gestellt, die Ausstattung ist angekommen, das bestätigen alle befragten Schulleiter im Landkreis.
Grundsätzlich wird die Digitalisierung in den Schulen von Lehrerseite positiv bewertet, doch es gebe Herausforderungen zu meistern. Die gestiegene Erwartungshaltung vieler Eltern sei ein Thema, ebenso die ständige Erreichbarkeit via Teams, dem Kommunikationstool zwischen Lehrern und Schülern, sowie der verantwortungsvolle Umgang mit dem digitalen Gerät. Hier sei Disziplin und Eigenverantwortung der Schüler gefragt.
Manche Eltern würden davon ausgehen, ihr Kind könnte dem Unterricht einfach zugeschaltet werden, wenn es krank zuhause ist. In diesem Punkt sind sich aber alle Schulleiter einig: Wenn ein Kind krank ist, ist es krank. Dann soll es sich auskurieren.
»Während der Quarantänezeit war Distanzunterricht ein probates Mittel, doch wir haben da mittlerweile klare Regeln«, erklärt Wolfgang Lanzinger, stellvertretender Direktor am Gymnasium Dorfen. Nur in Ausnahmefällen, wenn Schüler beispielsweise wegen eines gebrochenen Beins die Schule über einen längeren Zeitraum nicht besuchen können, könnte ein Antrag gestellt werden.
Es sei schließlich nicht damit getan, den Schüler über ein Video zuzuschalten, bekräftigt auch Judith Heugel, Leiterin der Herzog-Tassilo-Realschule in Erding. Schließlich sei die Schule ein geschützter Raum, und auch der Datenschutz müsse respektiert werden.
Zudem wurde es nötig, die Lehrer mit einer Nutzungsordnung zu schützen, erläutert Lanzinger. Es habe von der Lehrerschaft bereits Beschwerden gegeben, dass sie rund um die Uhr angeschrieben würden. Mit besagter Nutzungsordnung, die sowohl den Schülern als auch den Lehrern übermittelt wurde, habe man dem nun Einhalt geboten. Darin stehe zum Beispiel, dass ein Lehrer 24 Stunden Zeit hat, auf eine Nachricht zu antworten.
Am Anne-Frank-Gymnasium stehen ab der achten Jahrgangsstufe flächendeckend Endgeräte zur Verfügung. Die besondere Herausforderung liege darin, den Schülern Notebooks, Tablets & Co. als Arbeitsgeräte zu vermitteln. Nur durch eine intensive Betreuung und ein maßgeschneidertes pädagogisches Konzept könne dies gelingen, erklärt Direktorin Regine Hofmann. Sie und ihre Lehrerschaft würden sich dazu viele Gedanken machen. »Wir sind hier oft auch noch Lernende«, gibt Hofmann zu.
Heugel freut es, dass die Lehrer aus einem breiten Angebot an Fortbildungen schöpfen könnten. Positiv bewertet sie auch, dass digitale Elemente wie erklärende Lernvideos, Tutorials oder interaktive Elemente und Visualisierungen gewinnbringend in den Unterricht miteinbezogen werden könnten. Doch sie gibt zu bedenken: »Diese Möglichkeiten müssen mit Hirn und Verstand eingesetzt werden, sonst landen wir wieder beim Frontalunterricht, und das ist ja gerade nicht zielführend.«
Quelle: Merkur.de; Autorin: Alexandra Anderka