Österreich: Spannung vor dem "analogen" Schulbeginn

"Corona versetzte Schüler und Lehrer in eine ungewöhnliche Lage. Nun blicken alle neugierig auf das kommende Schuljahr.
Der Corona-bedingte Lockdown verwandelte den gewöhnlichen Frontalunterricht in einen virtuellen Lehrgang, welcher sich letztlich für die meisten der Betroffenen als digitales Dilemma herausstellte. Wie genau es jetzt im Herbst weitergehen soll, steht noch in den Sternen beziehungsweise im 8-Punkte-Plan des Bildungsministeriums. Um den Herausforderungen des Homeschoolings und den Wünschen und Erwartungen für den weiteren Verlauf des kommenden Schuljahres auf den Grund zu gehen, hat die »Wiener Zeitung« mit Lehrern und Schülern gesprochen.

Zu späte Anweisungen vom Ministerium, teils fehlende Ausstattung und mangelnde Selbstorganisation: Diese Umstände bemängelten Lehrer sowie Schüler, die versuchen mussten, im sogenannten Homeschooling - also dem Unterricht zu Hause - zurechtzukommen. Besonders für die jüngeren Schüler soll das oftmals nicht ganz so leicht gewesen sein. Da es keine gezielte Vorbereitung auf das gab, was ihnen bevorstand, waren bei manchen »wirklich grundlegende Dinge noch unbekannt« - und Fragen, wie: »Wie logge ich mich da ein?« oder: »Wo drücke ich da drauf?«, seien nicht selten zu hören gewesen, so eine AHS-Lehrerin.

Wissen: 8-Punkte-Plan für den digitalen Unterricht - Portal Digitale Schule: Soll die Kommunikation zwischen Schülern und Lehrern vereinfachen und verbessern.

  • Vereinheitlichung der Plattformen: Reduktion auf eine Anwendung nach Wahl pro Schulstandort.

  • Ausrichtung der Eduthek nach Lehrplänen: Vertiefende Übungsmaterialien für alle Schularten und Unterrichtsgegenstände sowie Ausrichtung digitaler Lehr-und Lernressourcen nach den Lehrplänen.

  • Lehrendenfortbildung: Alle Pädagogen sollen auf das digitale Unterrichten gut vorbereitet werden.

  • Ausbau der schulischen Basis-IT-Infrastruktur (Stichwort Breitbandanbindung).

  • Digitale Endgeräte für Schüler: Ausstattung der 5. und 6. Schulstufe ab dem Schuljahr 2021/22.

  • Digitale Endgeräte für alle Lehrer.

  • Gütesiegel für Lern-Apps, um das Angebot zu erweitern.

  • Investitionsvolumen gesamt: 200 Millionen Euro bis 2022.

Doch auch wenn die technischen Kompetenzen vorhanden waren, konnte es sein, dass dann wiederum die technische Ausstattung fehlte. Dass zuhause jeder einen eigenen Laptop zur Verfügung hat, wurde oftmals ohne Weiteres angenommen, doch laut Angaben der Lehrer kam es vor allem in größeren Haushalten nicht allzu selten vor, dass sich die Kinder einen Laptop teilen mussten. »Es wurden Dinge vorausgesetzt, die vielleicht auf viele zugetroffen haben, aber sicher nicht auf alle«, berichtet etwa die Lehrkraft eines Wiener Gymnasiums in Hernals.

Für die Schüler bestand die wohl größte Herausforderung darin, sich selbst zu organisieren und die, vor allem anfangs, zu große Mengen an Stoff unter einen Hut zu bringen. Kinder, die zuvor ohnehin schon auf Hilfe angewiesen waren, haben sie in dieser Zeit umso mehr gebraucht. Nachdem der Lehrer während dieser Zeit außer Reichweite oder eben nur per E-Mail zu erreichen war, mussten an dieser Stelle dann oftmals die Eltern herhalten. Doch neben Homeoffice, Umstellung auf Kurzarbeit - oder in den schlimmsten Fällen gar Arbeitslosigkeit - auch noch den Ersatzlehrer zu spielen, ist kein leichtes Unterfangen. Für diejenigen, die in systemerhaltenden Berufen beschäftigt sind, war dies nahezu unmöglich..."

Zum Artikel der Wiener Zeitung.at.