Corona-Krise: Streitfall Schule

"Regelmäßiges Lehren und Lernen, mehr Raum für berufstätige Eltern - der Wunsch nach einer Rückkehr in den Schulalltag ist groß. Doch wie kann die sicher gelingen? Die Experten sind sich uneins.
Seit Wochen sind die Schulen in Deutschland geschlossen. Eltern stemmen den Heimunterricht und ihre Büroarbeit oftmals parallel in den eigenen vier Wänden. Die Schüler bangen um ihre Abschlussprüfungen und lernen unter erschwerten Bedingungen. Die Sehnsucht nach einer Rückkehr zu einem geregelten Schulalltag ist groß, doch wie die gelingen kann, darüber streiten die Experten.

Eine Schulöffnung nur in kleinen Schritten und in den Hauptfächern, die jüngeren Abschlussjahrgänge zuerst - das empfehlen die Wissenschaftler der Leopoldina in ihrem vielfach beachteten Bericht. »Da die Jüngeren im Bildungssystem mehr auf persönliche Betreuung, Anleitung und Unterstützung angewiesen sind, sollten zuerst Grundschulen und die Sekundarstufe I wieder schrittweise geöffnet werden«, schrieben die Forscher.

Die Möglichkeiten des Fernunterrichts könnten »mit zunehmendem Alter besser genutzt werden«. Prüfungen sollten aber »wenn eben möglich« abgehalten werden. Die Leopoldina setzt auf »deutlich reduzierte Gruppengrößen«, um das Abstandsgebot besser einhalten zu können.

Skepsis gegenüber Leopoldina-Empfehlungen
Das sieht das Berliner Robert Koch-Institut (RKI) anders. Die Empfehlung der Wissenschaftler: Schulen zuerst wieder für die höheren Jahrgänge öffnen. Es gehe dabei um die Annahme, dass Jugendliche Abstandsregeln besser einhalten könnten, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler. »Das ist eine Entscheidung der Politik«, ergänzte er. Es gebe Gründe dafür und dagegen. Vieles sei ein Ausprobieren. Es gebe derzeit noch keine Hinweise darauf, dass die Coronavirus-Epidemie in Deutschland eingedämmt sei, betonte Wieler. Es sei aber gelungen, sie zu verlangsamen, vor allem durch das Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln. »Diese Disziplin sollten wir weiter beibehalten.« 

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) äußerte sich skeptisch zu den Empfehlungen der Leopoldina. »Viele Vorschläge gehen an der Realität in den Bildungseinrichtungen vorbei«, sagte die GEW-Vorsitzende Marlis Tepe. Zudem nähmen die Leopoldina-Empfehlungen nur Übergänge und Prüfungen in den Blick und entsprächen so nicht dem Bildungsauftrag etwa der Kitas und Schulen. Der Gesundheits- und Infektionsschutz müsse im Mittelpunkt stehen, so die GEW..."

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