VR-Brille statt Overhead-Projektor - Kultusminister Piazolo puscht digitale Bildung
Die Erich Kästner Grund- und Mittelschule in Höhenkirchen ist eine von rund 250 Schulen in Bayern, die am Projekt »Digitale Schule der Zukunft« teilnimmt. Bayerns Kultusminister Michael Piazolo informierte sich dort am Mittwoch, wie das Lernen in Zukunft ablaufen kann.
Verschmierte Tafeln, surrende Overhead-Projektoren und rollbare Fernsehwägen. In vielen Klassenzimmern kommen sie noch zum Einsatz: Relikte aus einer längst vergangenen Zeit. Die Digitalisierung scheint da nur langsam einen Weg in Bayerns Schulen zu finden. Doch wenn es nach Kultusminister Michael Piazolo ginge, sollte sich das schnellstmöglich ändern: »Mein Ziel ist eine 1:1 Ausstattung der Schulen«, gab er bei seinem Besuch in der Erich Kästner Grund- und Mittelschule in Höhenkirchen am Mittwoch bekannt.
Die Schule gehört zu dem Pilotprojekt »Digitale Schule der Zukunft« des Freistaats und gilt als Vorreiter, was die Digitalisierung im Unterricht angeht. Von iPads, über Roboter bis hin zu Virtual Reality (VR) Brillen. Zum Lernen wird in Höhenkirchen auf digitale Geräte zurückgegriffen. »Wir sind wirklich sehr gut ausgestattet«, sagt Schulleiter Torsten Bergmühl stolz.
Digitaler Unterricht nimmt ein Drittel der Lehrzeit ein
Im modernen Holzneubau der Grund- und Mittelschule stehen seinen Schülern und Lehrkräften neben einer Podcast- und Radiostation, einem Fotostudio und einer 3D- Werkstatt auch eine Extended Reality (XR) Welt mit Tablets und VR- Brillen für Unterrichtszwecke zur Verfügung. »Der Einsatz der Geräte kommt aber immer auf die Thematik an«, erklärt Lehrer Florian Kubiak, der gerade eine Unterrichtsstunde in der Klasse 9b zum Thema Raumfahrt abhält. Grundsätzlich nimmt der digitale Unterricht mit der XR- Technik erst knapp ein Drittel der Lehrzeit ein, ergänzt Schulleiter Bergmühl.
VR-Brille und Co ermöglichen anschaulichere und spannendere Unterrichtsgestaltung
Dennoch sei jede Minute damit ausschlaggebend. Denn mit Hilfe des digitalen Unterrichts könne der Lernstoff spannender und vor allem anschaulicher an die Schüler vermittelt werden. »Die Technik erlaubt die Differenzierung und Individualisierung der Kinder, was die Möglichkeit für neue Lernräume erschließt«, betont Bergmühl. Zudem bereite der digitale Unterricht die Schüler besser auf die Realität und somit auf die Lebens- und Berufswelt der Zukunft vor.
Noch unklar wie die Digitalisierung der Schulen umgesetzt werden kann
Laut Kultusminister Piazolo soll es daher bald bayernweit so aussehen, wie in Höhenkirchen. Stellt sich nur die Frage: Wie setzt man die Digitalisierung der Schulen am Besten um? »Unklar ist, ob sich der Staat und die einzelnen Kommunen das überhaupt leisten können«, sagt Piazolo. Zwar stelle der Freistaat einen großen Fördertopf von rund 16 Millionen Euro zur Verfügung, dies gelte jedoch vorwiegend für die digitale Erstausstattung von Schulen.
Gemeinden müssen Folgekosten tragen
Für Wartung und Erneuerung der Geräte müssen hingegen die Gemeinden aufkommen. »Flächendeckend wäre das nicht finanzierbar«, betont Höhenkirchens Bürgermeisterin Mindy Konwitschny. Eine VR-Brille koste rund 450 Euro und müsse, wie Tablets und digitale Tafeln, nach gut 5 Jahren ausgetauscht werden. In Höhenkirchen wären das schlappe 25 Stück auf einmal. Und das für nur eine der beiden Grundschulen in der Gemeinde.
Trotz der Kostenfrage unterstütze Bürgermeisterin Konwitschny das Pilotprojekt in vollem Umfang. Denn gänzlich digital wird der Unterricht wohl auch in Zukunft nicht sein. »Bei manchen Themen machen iPads einfach keinen Sinn«, sagt Lehrer Florian Kubiak.
Quelle: Merkur.de; Autorin: Anna Liebelt