Wie Tablets und Co. beim Lernen helfen: Ein Beispiel-Besuch in der Grundschule Mönchberg

"An die­sem Vor­mit­tag steht in der Klas­se 3a Bio­lo­gie auf dem Stun­den­plan. Auf der di­gi­ta­len Ta­fel se­hen die Kin­der der Mönch­ber­ger Grund­schu­le die Skiz­ze ei­nes Au­ges. Für die Schü­ler ist das in­ter­ak­ti­ve Dis­play längst nor­mal, für die Er­wach­se­nen ab und zu noch et­was ge­wöh­nungs­be­dürf­tig. »Die Leh­rer füh­len sich manch­mal ge­är­gert von der Ta­fel«, kom­men­tiert ein Mäd­chen, als Schul­lei­te­rin Kers­tin Lutz dem Be­such zei­gen will, was eben die­se Ta­fel al­les kann und sie nicht gleich den rich­ti­gen Knopf fin­det. Und den­noch: Di­gi­ta­le Ge­rä­te ge­hö­ren in Mönch­berg längst fest zum Schulall­tag. »Von die­sem Zug kön­nen wir nicht mehr ab­sprin­gen«, so die Schul­lei­te­rin.

So ist es nur konsequent, dass die Schule weiter in die digitale Zukunft investiert, die, wie Kerstin Lutz sagt, durch Corona weiter vorangetrieben worden ist - so wie an vielen Schulen. Wir haben uns beispielhaft die Mönchberger Grundschule angeschaut.

Kameras, Displays, Laptops 
Das interaktive Display ist eines von vier neuen, die die Grundschule unlängst zusammen mit 18 Laptops und sieben Dokumentenkameras bekommen hat. Auch neue Tablets gab es: Nun stehen insgesamt 81 solcher Geräte zur Verfügung. Ermöglicht haben diese rund 132.500 Euro teure Anschaffungen vor allem die Programme des Freistaates Bayern, der die Kosten mit fast 90 Prozent Förderung abdeckt (siehe Hintergrund).

Die Mönchberger Grundschule hat den Vorteil, dass sie schon lange auf digitales Lernen setzt. Die neue Ausrüstung sei eine Erweiterung der technischen Ausstattung, welche die Schule bereits im Zuge der Sanierung vor einigen Jahren erhalten hatte, so die Schulleiterin.

»Wir haben zum Beispiel schon seit Jahren keine grünen Tafeln mehr«, sagt Kerstin Lutz. Das sei nach der Sanierung ein bewusster Schritt gewesen, damit sich alle an die neue Technik gewöhnen müssen. »Denn zurück können wir nicht mehr.«

Besonders die Tablets sind für Schüler und Lehrer eine Erleichterung. Kinder in Quarantäne können von daheim live in den Unterricht dazu geschaltet werden. Die Geräte dürfen bei Bedarf auch mit nach Hause genommen werden. So ist kein Kind benachteiligt. Freilich gibt es für den Gebrauch ein paar Regeln zu beachten, die Kerstin Lutz und ihre Kollegen in einem kleinen Büchlein zusammengefasst haben: Hände waschen, nichts nebenbei essen und nach der Nutzung Programme schließen, ist darin unter anderem zu lesen. »Das mit dem Programme schließen klappt noch nicht so reibungslos, da müssen wir oft noch über die Schulter schauen«, sagt die Schulleiterin. Oder die Schüler zeigen es sich gegenseitig. Denn schließlich dürfen die Geräte auch gemeinsam genutzt werden. Die Apps sind auf den Unterricht zugeschnitten: Es gibt Programme für Mathe oder Sachkunde, auch die Sendung mit der Maus ist mit dabei. »Tablets sind intuitiver als PCs und handlicher als Laptops«, so Lutz. Die Nutzungsmöglichkeiten seien vielfältig. Man lerne nicht nur den Umgang mit den Programmen, sondern auch, kreativ zu sein: Zum Beispiel kleine Filme drehen oder Fotos machen.

Overheadprojektor ist »Retro« 
Für Lehrerin Eva Meyer sind die digitalen Arbeitsgeräte nicht mehr wegzudenken. »Ich kann jederzeit Filme zeigen oder die »Logo«.

Bei den digitalen Tafeln sieht sie aber auch Nachteile. »Wenn eine kaputt ist, ist sie kaputt. Die Reparatur dauert.« Auch zum Schreiben lernen eignen sie sich nur bedingt. Buchstaben nachziehen sei schwierig, das funktioniere auf dem Papier besser. Und ganz auf Erklärtafeln und dergleichen verzichte man natürlich nicht. »Schließlich müssen die Kinder auch erfahren wie es ist, Dinge anzufassen, zu begreifen«, sagt Meyer.

Auch die Lehrer arbeiten mit Tablets und digitalen Wegen. Besprechungen finden fast nur noch online statt. Über die Schulcloud erreicht Kerstin Lutz Eltern und Kollegen: Die Oberfläche erinnert an den Nachrichtendienst Whatsapp, es gibt Gruppen zu verschiedenen Anlässen. »So muss ich fast keine Elternbriefe mehr verschicken. Und ich kann sagen, dass ich zwischen 80 und 90 Prozent der Eltern erreiche.«

Die Kollegen brauchen nicht mehr so viel zu kopieren, im Sekretariat ist es ruhiger, weil weniger Anrufe eingehen. »Der Nachteil ist: Ich bin quasi rund um die Uhr erreichbar, bekomme auch am Wochenende Nachrichten«, sagt Lutz. Sie und ihre Kollegen sind sich bewusst, dass sie mit der Tabletnutzung auch Bedürfnisse wecken, besonders, weil schon die Erstklässler damit arbeiten. »Auf der einen Seite heißt es: Hängt nicht zu viel an den Geräten. Auf der anderen Seite sind sie gerade in Corona-Zeiten unabdingbar geworden. Die Pandemie hat die Richtung der digitalen Reise vorgegeben, ob wir wollten oder nicht.« Man setze hier auch auf die Verantwortung der Eltern, ein Auge auf das Nutzerverhalten ihrer Kinder zu haben. Und natürlich steht der Umgang mit Medien im Lehrplan. Die vorgeschriebenen Medienkonzepte sind verpflichtend umzusetzen. In der »Medienwoche« werden die Schüler beispielsweise für Themen wie Werbung oder Fake News sensibilisiert. Aber im Gegensatz zu anderen Schulen, die, wie Lutz weiß, nur mit Tablets arbeiten, gibt es in Mönchberg auch noch den »klassischen« Unterricht mit Büchern und Stiften, wie sie betont. »Und an Weihnachten ist es dann doch auch ganz schön, von Schülern und Eltern richtige Karten geschickt zu bekommen.«"


Hintergrund: Digitalpakt Schule 
Der Digitalpakt Schule ist ein Förderprogramm des Kultusministeriums. Auf den Freistaat Bayern entfallen im Digitalpakt Schule 2019 bis 2024 rund 778 Millionen Euro. Mit rund 652 Millionen Euro ist der Großteil der Mittel für den Ausbau der digitalen Bildungsinfrastruktur an Schulen reserviert. Über diese Finanzhilfen werden die zuständigen Schulaufwandsträger mit einem Fördersatz von 90 Prozent unterstützt, beim Beispiel Grundschule Mönchberg ist es die Gemeinde. Der ursprünglich auf die Ausstattung der digitalen Klassenzimmer und den Ausbau von Schulnetzen fokussierte Digitalpakt Schule wurde seit dem Frühjahr 2020 unter den Anforderungen der Pandemiebewältigung um zusätzliche Investitionsfelder ausgebaut. Dafür wurden die bisherigen Finanzhilfen des Bundes von 778 Millionen Euro aus dem Digitalpakt I dreimal um jeweils 77,8 Millionen Euro für den Freistaat erweitert. Die Summen sind vorgesehen für Schülerleihgeräte, IT-Administration und Lehrerdienstgeräte. Dazu haben die Länder drei weitere Bund-Länder-Zusatzvereinbarungen geschlossen, die jeweils weiter 500 Millionen Euro für die Länder vorsehen. Im Digitalpakt Schule stehen für den Freistaat damit insgesamt 1,012 Milliarden Euro an Finanzhilfen des Bundes zur Stärkung der Schul-IT bereit. (mir/Quelle: Kultusministerium)


Quelle. Main-Echo.de, Autorin: Miriam Schnurr

Zum Internetauftritt der Grundschule Mönchberg.