MBA-Studium in Coronazeiten: Warum vielen Studenten Fiebermessen lieber ist als Lernen vor der Webcam

"Trotz Coronagefahr starten viele Wirtschaftshochschulen zum Wintersemester wieder mit Präsenzlehre. Sie sehen Nachteile im Onlinestudium.
Der Professor trägt Mundschutz und Handschuhe, überall hängen Spender mit Desinfektionsmittel, ein Roboter entkeimt die Räume mit UV-Strahlen. Was wie ein Lehrfilm für Mediziner anmutet, ist neuerdings Alltag im Managementstudium: In einem Video zeigt die IE Business School, wie das Campusleben im Finanzzentrum von Madrid ab dem kommenden Semester aussehen wird.

Wer hier studieren will, muss zuvor einen Coronatest machen und sich die unieigene Corona-App aufs Smartphone laden. Elektronische Schranken regeln den Zutritt zu den Gebäuden, Wärmebildkameras erfassen Personen mit erhöhter Temperatur. Bei mehr als 37,4 Grad Celsius bleibt die Tür verschlossen.

Um stets sicheren Abstand zu wahren, geben Einbahnsysteme mit Pfeilen und Absperrungen die Laufrichtung vor, im Hörsaal ist jeder zweite Tisch durch ein blaues Kreuz blockiert. Das Reinigungspersonal leistet Sonderschichten, um nach jeder Vorlesung Tische und Türgriffe zu putzen. »Wir sind vorbereitet und haben alle nötigen Maßnahmen zum Gesundheitsschutz und für physischen Abstand getroffen«, sagt IE-Präsident Santiago Iñiguez de Onzoño.

Rund um den Globus setzen Business-Schools derzeit alles daran, ihrer zahlenden Kundschaft trotz vielerorts steigender Infektionszahlen eine möglichst sichere Rückkehr auf den Campus zu ermöglichen. Zwar haben die meisten im Zuge des Corona-Lockdowns ihr digitales Studienangebot deutlich ausgebaut, doch die wenigsten Studenten wünschen sich Onlinekurse als Dauerlösung.

Eine große Mehrheit ist der Ansicht, dass ein rein virtuelles Studium Nachteile beim Networking sowie schlechtere Karrierechancen mit sich bringt, ergab eine Umfrage des gemeinnützigen US-Bildungsdienstleisters GMAC im Juni. Rund 40 Prozent würden ihr geplantes MBA-Studium lieber verschieben oder ganz darauf verzichten, sollte der Campus geschlossen bleiben.

Ein ähnliches Bild liefert ein Report des Beratungsunternehmens Carrington Crisp. Demzufolge ist ein Online-MBA nur für 15 Prozent der Interessenten erste Wahl. Die Mehrzahl bevorzugt klassische Vollzeitprogramme – trotz Coronagefahr..."

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