Corona-Krise: Im Gänsemarsch zum Unterricht
"An die Berufsschulen kehren besonders viele Schüler zurück, weitaus mehr als anderswo. Das stellt die Schulleiter vor spezielle Herausforderungen. Denn wenn der Platz fehlt, wird es schwierig mit den Abstandsregeln.
Das kleine Wort zeigt, wie anders dieser erste Schultag ist: Pankraz Männlein spricht viel von »Strömen«, als er am Montag über seine Schüler redet. Damit dieser erste Schultag nach sechs Wochen Corona-Zwangspause reibungslos funktioniert, tüftelte der Bamberger Schulleiter Männlein seit den Osterferien an einem Plan, wie er die »Schülerströme« lenken kann. Damit die Jugendlichen Abstand halten können. Das Ziel: Schüler und Lehrer an der Staatlichen Berufsschule III in Bamberg sollen sich trotz des Infektionsrisikos sicher fühlen.
Alle bayerischen Schulleiter werden diese Sicherheit vermitteln wollen. Und das Hygienekonzept der Staatsregierung ist eindeutig: 1,5 Meter Abstand zwischen den Bänken, nicht mehr als 15 Schüler pro Zimmer, geschlossene Gruppen, kein Pausenverkauf, keine Pause draußen, keine Mensa, Toilettengänge nur einzeln, Desinfektionsstationen. Aber die Ansage der Staatsregierung, von Montag an für alle Abschlussklassen die Schulen zu öffnen, stellt Männlein wie viele Schulleiter an beruflichen Schulen vor besondere Herausforderungen: An Gymnasien, Realschulen und Mittelschulen kehrt ein Jahrgang zurück. Mehr als 100 Schüler sind es selten. Dagegen haben es die beruflichen Schulen mit komplexeren Strukturen zu tun - und mit deutlich mehr Lernenden.
3000 Berufsschüler gehen üblicherweise im Bamberger Schulgebäude ein und aus, 1900 von ihnen besuchen Männleins kaufmännische Schule. 400 machen in wenigen Wochen ihre Abschlussprüfungen. Für Männlein zu viele, um die Hygiene- und Abstandsregeln einzuhalten. »Was auf dem Papier steht, ist schön und gut, aber die Schüler kommen vom Bahnhof und mit dem Öffentlichen Nahverkehr. Dann stehen Hunderte Schüler vor der Tür«, sagt der Direktor. Stichwort Schülerströme. Um diese lenken zu können ließ er einen Teil der Abschlussklassen lieber daheim. Etwa 200 Schüler kamen am Montag ins Bamberger Schulgebäude, die Tore standen weit offen, damit niemand Klinken anfassen musste. Warnschilder, Bodenmarkierungen und Desinfektionsmittelspender mahnten Schüler wie Lehrer zur Vorsicht. Verteilt wurden die Grüppchen über vier Stockwerke. »Damit es keine Staus auf den Toiletten gibt«, sagt Männlein..."