Digitales Lernen in der Schule: Best Practice geht auch ohne Digitalisierung

Die Berliner »Leitkonferenz für gute Schule in der Digitalisierung« ist gut für Überraschungen. Manches geht analog besser - und auf das Netz ist kein Verlass. 
Neulich haben Lehrer und Schüler der Ernst-Reuter-Gemeinschaftsschule in Karlsruhe eine neue Sitzordnung ausprobiert. In der Gesamtkonferenz der Schule bildeten sie zwei Kreise. Einen Innenkreis mit den Experten, ein großer außen herum mit dem Publikum. 
Das Besondere: Diesmal saßen die Schülerinnen und Schüler in der Mitte – als die Experten und Betroffenen des Lernens. Und draußen nahmen die Lehrer Platz. Wenn sie was sagen wollten, setzten sie sich auf den freien Stuhl in der Mitte – und räumten den Platz wieder, sobald sie fertig waren. 

Das ist eine schöne Geschichte darüber, wie sich die Rollen von Lehrkräften und Lernenden ändern: zu Lernbegleitern die Pädagogen, zu gleichwürdigen Lernpartnern die Schüler. Es ist aber auch eine Geschichte, die erzählt, wie vielfältig eine digitale Schule sein kann – und wie »postdigital«. 

Micha Pallesche, der Leiter der oft ausgezeichneten Ernst-Reuter-Schule, erzählte diese Episode auf der »Konferenz Bildung und Digitalisierung«. Sie will – so das Selbstverständnis – »die Leitkonferenz für gute Schule in der digitalen Welt im deutschsprachigen Raum« sein, veranstaltet und getragen ist sie von acht Bildungsstiftungen, von Bertelsmann bis Telekom. 

Ein neues »Mindset«, ob digital oder nicht 
Nur ging es in der Geschichte von Pallesche gar nicht um digitale Technik wie Tablets, Schulclouds oder W-Lan. Sondern um ein anderes Verhältnis von Lehrern zu Schülern. Ein neues »Mindset«, also eine andere Haltung zu Schule, war auf der zweitägigen Konferenz war – fast immer im Zusammenhang mit der Digitalisierung - einer der am meisten genutzten Anglizismen. 

Die Konferenz Bildung und Digitalisierung war diesmal noch wichtiger als sonst, steht doch die teilweise Schließung der Schulen in der Republik in der kommenden Woche auf Wiedervorlage. Immer mehr Schüler und Lehrer infizieren sich. Die Bundeskanzlerin hat klar gemacht, dass man nicht weiter warten dürfe, ehe man Schulen teilt und Klassen in den Hybridunterricht schickt. Das bedeutet, dass digitale Lernmittel wie Videostreams, Endgeräte und Lernmanagementsysteme bald wieder essentiell sein könnten. 

So spannend viele Beiträge der Konferenz waren, so niederschmetternd fiel das Ergebnis für die Online-Performance des »Forums Bildung Digitalisierung« und die sie tragenden Stiftungen der deutschen Tech- und Medienriesen wie Bosch, Bertelsmann, Siemens und Telekom aus..."

Zum Bericht von Christian Füller auf DER TAGESSPIEGEL.